Washington. Donald Trump nimmt nicht an den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Bürgerrechtler John Lewis teil. Der US-Präsident teilte Reportern im Weißen Haus am Montag Ortszeit mit, er werde dem demokratischen Abgeordneten auch im Kongress nicht die letzte Ehre erweisen. Der Sarg sollte von Montag an bis Dienstagabend im Kapitol in Washington aufgebahrt sein, um den Bürgern ein Abschiednehmen zu ermöglichen.
Bei einer Trauerfeier für Lewis im Kuppelsaal des Kapitols nahmen die Spitzen der beiden Parlamentskammern sowie zahlreiche weitere Volksvertreter Abschied von Lewis. An der Zeremonie nahmen rund 120 geladene Gäste teil, darunter der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden und die Bürgermeisterin von Washington, Muriel Bowser.
Feierliche Prozession
Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, sagte bei der Zeremonie in der Rotunde des Kongresses, Lewis habe „an die teilende Liebe anderer geglaubt“. Dies habe ihm Hoffnung gegeben. „Er hat die Kraft der jungen Menschen verstanden, die Zukunft zu verändern.“ Der republikanische Senatsführer Mitch McConnell erinnerte an einen politischen Gegner, „der hartnäckig jeden mit Respekt und Liebe behandelt hat“. Er habe „mit Dringlichkeit gelebt und gearbeitet, weil seine Aufgabe dringend war“.
Der Leichnam Lewis war in einer feierlichen Prozession noch einmal durch Orte geleitet worden, die dem zum Politiker gewordenen Baptistenpfarrer zu Lebzeiten wichtig waren. Sein Sarg überquerte am Wochenende die Edmund-Pettus-Brücke in Selma, Alabama; dort war es 1965 am „blutigen Sonntag“ zum brutalen Einsatz der Polizei gekommen, bei dem Lewis einen Schädelbruch erlitt.
US-Präsident Trump bezeichnete en Bürgerrechtler als „nicht legitim“
In Washington erwiesen ihm Tausende die Ehre bei Stationen an den Denkmälern für Abraham Lincoln und Martin Luther King sowie dem kürzlich umbenannten „Black Lives Matter“-Platz. Auf dem Platz vor dem Weißen Haus war Lewis im Juni zum letzten Mal öffentlich aufgetreten, um gegen das Vorgehen der Polizei gegen friedliche Demonstranten zu protestieren. US-Präsident Trump hatte den Bürgerrechtler daraufhin als „nicht legitim“ bezeichnet.
Nach der Feierstunde in der Rotunde konnte die Öffentlichkeit von Montagabend an auf den Stufen des Kongresses Abschied von Lewis nehmen. Die Beerdigungsfeier ist am Donnerstag in der Ebenezer Baptist Church von Atlanta geplant, der Gemeinde, in der einst Martin Luther King predigte. Lewis war am 17. Juli im Alter von 80 an den Folgen eines Krebsleidens gestorben.