Berlin. Die Verbindung von Rechtsextremen und Esoterikern ist nach Expertenmeinung besorgniserregend. „Ich beobachte schon länger, dass es hier eine Querfrontstrategie gibt. Hier verbünden sich Menschen, die sich mit parawissenschaftlichen Dingen beschäftigen und kritisch gegenüber den Medien, der Wissenschaft und der Politik sind“, sagte der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Matthias Pöhlmann, dem Portal watson.de (Sonntag).
Die Zusammensetzung der Gruppe, die am letzten August-Wochenende in Berlin demonstriert hatte, nannte Pöhlmann sehr heterogen. „Da sind Impfgegner und Verschwörungsgläubige dabei, aber auch Rechtsextreme und Reichsbürger.“ Es gehe „weniger darum, wofür sie sind, eher darum, wogegen“. Die Gruppe eine ein Hass gegen herkömmliche Politiker und Parteien. Die Corona-Pandemie sei ein Anlass, „um sich zu sammeln“.
Esoteriker nicht verharmlosen
Esoteriker dürften nicht verharmlost werden, warnte Pöhlmann. „Meine These ist bereits seit mehreren Jahren, dass die moderne Esoterik ein spezielles Sensorium für gesamtgesellschaftliche Krisenlagen besitzt und die Ansprache je nach Bedürfnis anpasst.“ Rechts-Esoteriker nutzten das, und „viele halten es für harmlose Spinnerei“.
Die Motive, sich der Esoterik oder Verschwörungsmythen zuzuwenden, sind aus Pöhlmanns Sicht vergleichbar mit denen bei religiösen Sekten: „Oft stecken ganz individuelle Lebensthemen dahinter. Viele steigen über Ernährungs- und Gesundheitsthemen ein und rutschen dann immer weiter in esoterische Sonderwelten ab.“ Das hänge auch mit einem „Totalitätsanspruch der Esoteriker“ zusammen: In deren Weltbild bleibe letztendlich keine Frage offen. Jeder findet sich mit seinen individuellen Bedürfnissen wieder, dabei geht es oft um sehr persönliche Probleme und Sehnsüchte dieser Menschen.“