Merkel: Integration leidet unter Corona

Die Corona-Pandemie hat nach Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) starke Auswirkungen auf die Integration in Deutschland. Viele Menschen mit Migrationshintergrund arbeiteten in Sektoren, die derzeit wirtschaftlich unter Druck gerieten oder in denen kein Home Office möglich sei. Zudem litten Spracherwerb und Integrationsangebote etwa in Sportvereinen erheblich unter der Pandemie.

Angela Merkel (Foto Gerd Altmann/pixabay)

„Es bleibt sehr, sehr viel zu tun“, sagte Merkel am Montag nach dem 12. Integrationsgipfel in Berlin. Vor allem junge Menschen dürften nicht Verlierer der Pandemie werden, und der Zusammenhalt dürfe nicht zusammenbrechen. Kernthemen des Treffens, das seit 2006 regelmäßig stattfindet, waren die Erstintegration und Eingliederung. An dem Corona bedingt digitalen Treffen nahmen rund 120 Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen, Zivilgesellschaft und Migrantenverbänden teil.

Integration in fünf Phasen eingeteilt

Die Bundesregierung teilt in ihrem Nationalen Aktionsplan Integration, an dem rund 300 Akteure beteiligt sind, die Integration in fünf Phasen ein: Zuwanderung, Erstintegration, Eingliederung, Zusammenwachsen und Zusammenhalt. Dabei gehe es stets darum zu fördern und zu fordern, erklärte Merkel.

Die Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz (CDU) warb für ein Deutschland, das „Land der Chancen, der Vielfalt und des Zusammenhalts“ sein wolle. Covid-19 dürfe bisherige Integrationserfolge nicht zunichte machen. Zu Beginn der Pandemie seien die Integrationskurse nahezu komplett heruntergefahren worden. Die Umstellung auf digitale Angebote laufe, aber sei noch nicht abgeschlossen. „Integration muss digital und analog gelingen“, betonte Widmann-Mauz.

 Integrations- und Ausländerbeiräte weiter stärken

Der Vorsitzende des Bundesintegrationsrates, Memet Kilic, hob die Bedeutung von Integrations- und Ausländerbeiräten hervor. Sie leisteten einen erheblichen Beitrag in den Kommunen und müssten weiter gestärkt werden. Der Präsident des Deutschen Städtetags, Burkhard Jung, verwies auf die entscheidende Rolle der Städte bei der Integration. Deren Aufgaben seien durch Covid-19 deutlich erschwert worden.

Die Caritas warb für flächendeckende Angebote zur Integration. Es komme darauf an, in Zusammenarbeit mit freien Trägern und Kommunen verlässliche Voraussetzungen für eine gleichmäßig gute Erreichbarkeit zu schaffen, sagte Vorstandsmitglied Eva Maria Welskop-Deffaa. „Denn Integration entscheidet sich vor Ort, und dabei sind professionelle und ehrenamtliche Angebote unerlässlich.“

Caritas begrüßt Fortschritte der vergangenen Jahre

Zugleich begrüßte die Caritas die Fortschritte der vergangenen Jahre: So würden Schwierigkeiten beim Spracherwerb nun explizit berücksichtigt und die Erstintegration von Frauen durch gendersensible Didaktik unterstützt. Für Lehrkräfte stehe inzwischen eine Zusatzqualifikation für den Unterricht von traumatisierten Sprachschülern zur Verfügung. Neben der Beratung vor Ort seien aber auch Online-Angebote entscheidend.

Die Arbeiterwohlfahrt rief dazu auf, Rassismus und bestehenden Benachteiligungen und Ausgrenzungen entschieden entgegen zu wirken.

kna