Bischöfe wollen verstärkt gegen geistlichen Missbrauch vorgehen

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz will verstärkt gegen „geistlichen Missbrauch“ in der Kirche vorgehen. „Wir sind in diesem Bereich zu wenig achtsam gewesen“, sagte der Münsteraner Bischof Felix Genn am Freitag in Leipzig. Er leitet die Kommission für Geistliche Berufe und kirchliche Dienste der Bischofskonferenz und äußerte sich nach einer Tagung der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen zu dem Thema.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz will verstärkt gegen "geistlichen Missbrauch" in der Kirche vorgehen. "Wir sind in diesem Bereich zu wenig achtsam gewesen", sagte der Münsteraner Bischof Felix Genn am Freitag in Leipzig. Er leitet die Kommission für Geistliche Berufe und kirchliche Dienste der Bischofskonferenz und äußerte sich nach einer Tagung der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen zu dem Thema.

Bischof Dr. Felix Genn, Paul Metzlaff (Deutsche Bischofskonferenz), Bischof Heinrich Timmerevers, Dr. Thomas Arnold (Akademiedirektor). (Foto: Kath. Akademie/Reiche)

Dabei ging es um Formen einer unzulässigen Fremdbestimmung von Menschen in Glaubensfragen etwa durch Seelsorger, die eine übertriebene Sündenangst fördern. Genn erklärte, als Maßnahmen gegen einen solchen „geistlichen Missbrauch“ stünden nun Präventionsmaßnahmen, unabhängige Anlaufstellen für Betroffene und Überprüfungen unter anderem neuer geistlicher Gemeinschaften und kirchlicher Bewegungen zur Debatte. Der Bischof betonte, „geistlicher Missbrauch“ sei zwar nicht immer mit sexuellem verbunden, bereite diesem aber „oft den Weg“.

Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, kündigte an, die Ergebnisse der Tagung würden bei der nächsten Vollversammlung der Bischofskonferenz im Februar 2021 in Dresden ausgewertet. Wichtig sei, gemeinsame Regelungen für alle deutschen Bistümer zu erarbeiten. Timmerevers betonte, die Tagung habe deutlich gemacht, dass die Bischöfe bei geistlichen Gemeinschaften und kirchlichen Bewegungen mehr Möglichkeiten einer Kontrolle hätten, als er gedacht habe. Bei den traditionsreichen Orden päpstlichen Rechts, die von Ortsbischöfen weitgehende unabhängig sind, sei eine Kooperation bei diesem Thema dagegen „kein einfaches Unterfangen“.

Bischof Timmerevers plädiert für „Perspektivwechsel zur Empathie für die Betroffenen“

Auch Timmerevers räumte ein, die Kirche habe „geistlichen Missbrauch“ lange „nur für eine Randerscheinung und eine Verfehlung einzelner Personen“ gehalten. Bei Betroffenen werde aber „häufig ein ganzes Leben von diesem Missbrauch überschattet und der Glaube an einen liebenden Gott nachhaltig beschädigt“. Der Dresdner Bischof plädierte für einen „Perspektivwechsel zur Empathie für die Betroffenen“, statt bei der Aufarbeitung von Missbrauch zuerst auf die Konsequenzen für die Institution Kirche zu schauen.

Timmerevers sprach sich auch dafür aus, den „geistlichen Missbrauch“ auch beim Reformdialog „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland zum Thema zu machen. Zugleich warnte er davor, die Auseinandersetzung damit als „Nestbeschmutzung oder Institutionenkritik“ zu diskreditieren.

kna