Kirchenhistoriker fordert Umdenken bei Papst-Heiligsprechungen

Der Regensburger Kirchenhistoriker Klaus Unterburger fordert ein Umdenken bei den Heiligsprechungen von Päpsten. Es gebe klare Kriterien und Verfahrensregeln für einen solchen Prozess, sagte Unterburger am Wochenende dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de. Statt sich entsprechend Zeit zu nehmen, habe der Vatikan aber dem Anliegen von vielen Gläubigen nachgegeben, Johannes Paul II. (1978-2005) nach seinem geduldigen Leiden und Sterben quasi sofort heiligzusprechen.

Der Regensburger Kirchenhistoriker Klaus Unterburger fordert ein Umdenken bei den Heiligsprechungen von Päpsten. Es gebe klare Kriterien und Verfahrensregeln für einen solchen Prozess, sagte Unterburger am Wochenende dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de. Statt sich entsprechend Zeit zu nehmen, habe der Vatikan aber dem Anliegen von vielen Gläubigen nachgegeben, Johannes Paul II. (1978-2005) nach seinem geduldigen Leiden und Sterben quasi sofort heiligzusprechen.

Statue von Johannes Paul II. (Foto:ddzphoto/Pixabay)

Hat Johannes Paul II. weggesehen?

Mit Blick auf die Skandale um sexuellen MissbrauchBlick auf die Skandale um sexuellen Missbrauch in der Kirche sagte der Kirchenhistoriker, es sei zu fragen, inwieweit Johannes Paul II. in diesem Bereich „ein Stück weit weggesehen“ oder die Lage falsch eingeschätzt habe, etwa aufgrund der Diffamierungskampagnen gegen kirchliche Würdenträger, die er aus dem ehemaligen Ostblock kannte.

Andererseits, so Unterburger, gehe es bei einer Selig- und Heiligsprechung aber auch nicht darum, dass jemand „ein makelloses und vollkommen fehlerlosen Leben geführt“ hat, sondern darum, dass er sein Leben ganz für Gott eingesetzt hat. Zudem müsse man bedenken, dass die Heiligen „immer Kinder ihrer Zeit“ und von Voraussetzungen in einem bestimmten Zeitalter geprägt seien.

Hohe Zahl von Papst-Heiligsprechungen

Die hohe Zahl von Papst-Heiligsprechungen bezeichnete Unterburger als „eine Form der Selbst-Sakralisierung“. Es sei zu fragen, „wie unbefangen man ist, wenn man selbst dem Vorgängerpapst doch den Aufstieg verdankt“. Allerdings verbinde sich das Frömmigkeitsleben vieler Katholiken auch und gerade mit der Rolle des Papstes. Das habe auch mit der heutigen Mediengesellschaft zu tun.

kna