Bei den Beratungen von Bund und Ländern an diesem Mittwoch zum weiteren Vorgehen gegen die Corona-Pandemie werden auch die Weihnachtsgottesdienste Thema sein.
Bonn – Bei den Beratungen von Bund und Ländern an diesem Mittwoch zum weiteren Vorgehen gegen die Corona-Pandemie werden auch die Weihnachtsgottesdienste Thema sein. Die Bundesländer wollen mit den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften noch das Gespräch suchen, wie aus der Beschlussvorlage der Länderchefs für das Treffen mit dem Bund hervorgeht, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Ziel der Gespräche wäre demnach, „Vereinbarungen für Gottesdienste und andere religiöse Zusammenkünfte mit dem Ziel einer Kontaktreduzierung zu treffen“. Religiöse Zusammenkünfte mit Großveranstaltungscharakter gelte es dabei zu vermeiden.
Klinkärzte appellieren, Infektionsschutz vor den Feiertagen nicht zu vernachlässigen
Mit Blick auf Familienfeiern und private Zusammenkünfte an Weihnachten und Silvester wollen die Länder vom 23. Dezember bis 1. Januar Treffen von bis zu zehn Menschen aus verschiedenen Haushalten ermöglichen. Kinder bis 14 Jahre sollen dabei nicht mitzählen. Zugleich wird, wo immer möglich, vor und nach den Feiertagen eine „möglichst mehrtägige häusliche Selbstquarantäne“ empfohlen. Weihnachten und andere Feiern zum Jahresende seien „für den familiären und gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders wichtig“. Auch Deutschlands Klinikärzte warnen im „Tagesspiegel“ (Mittwoch) eindringlich davor, den Infektionsschutz vor den Feiertagen zu vernachlässigen – sonst drohten überlastete Krankenhäuser.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagte am Dienstag dem rbb-Hörfunk, er habe im Moment keinen Anlass zu zweifeln, „dass wir Gottesdienste feiern können – vermutlich auch in den Kirchen unter sorgfältigster Beachtung der Hygiene-Maßnahmen“. Anders als zu Ostern gebe es inzwischen ausgefeilte Konzepte. Eine andere Möglichkeit sei es, Gottesdienste draußen zu feiern – „mit Skiunterwäsche und Abständen und mit dem ganzen Sinn von Weihnachten, die Geburt Jesu ins Herz hineinzulassen“.
Käßmann plädiert für Gelassenheit
Die evangelische Theologin Margot Käßmann plädiert im Deutschlandfunk für Gelassenheit. „Wir haben in den letzten Jahren erlebt, dass mir immer wieder Menschen gesagt haben, es ist so ein Stress im Advent, ich fühle so einen Druck, wir müssen dauernd zu Weihnachtsfeiern, dann muss ich noch auf den Weihnachtsmarkt, ich muss Geschenke kaufen.“ Vielleicht könne man sich in diesem Jahr davon entlasten.
Der Würzburger Liturgiewissenschaftler Martin Stuflesser rät den Kirchen zu niedrigschwelligen Angeboten. Denkbar seien kurze Feiern auf öffentlichen Plätzen mit der Weihnachtsgeschichte, einer kurzen Auslegung, Gesang und Fürbitten, sagte er in einem KNA-Interview. Er kritisierte zugleich eine Instrumentalisierung von Weihnachten in der Debatte um Schutzmaßnahmen: „Nach dem Motto: Wenn Ihr nicht brav seid, dann kommen wir mit der Rute und nehmen Euch Weihnachten.“
FDP: Kirchen schienen besser vorbereitet zu sein als die Bundesregierung
Der religionspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Benjamin Strasser, lobte die Kirchen: „Während Bund und Länder mit den Kirchen erst reden wollen, haben diese bereits gute und konkrete Vorschläge erarbeitet, wie Open-Air-Gottesdienste und zusätzliche Messen an den Feiertagen möglich sind, die Abstand und Hygiene berücksichtigen.“ Die Kirchen schienen besser vorbereitet zu sein als die Bundesregierung.