Gelsenkirchen: Pfarreien sagen Weihnachtsgottesdienste ab

Alle vier katholischen Pfarreien in Gelsenkirchen haben ihre Gottesdienste an Weihnachten abgesagt.
Alle vier katholischen Pfarreien in Gelsenkirchen haben ihre Gottesdienste an Weihnachten abgesagt.

Pfarrkirche St. Joseph in Schalke (Foto: Judith Lorenz)

Angesichts der Weihnachtsgottesdienste in dieser Woche und der sich weiter zuspitzenden Corona-Pandemie hatte Bischof Franz-Josef Overbeck am Freitag die Pfarreien aufgefordert, mit Blick auf die konkrete Situation in der jeweiligen Kommune und die Gegebenheiten in den Gemeinden eigenständig über mögliche Absagen zu entscheiden. Mehr als die Hälfte der Pfarreien, hat sich bis zum Sonntag schon für ein Absage entschieden. Der Evangelische Kirchenkreis für Gelenkirchen hatte in den vorigen Woche alle Gottesdienste abgesagt.

St. Hippolytus entschließt sich zur Absage der Gottesdienste

Nach der Rückmeldung von mehr als 60 Pfarreimitgliedern und der Abstimmung des Krisenstabs am Montagabend, 21. Dezember 2020, gemeinsam mit Pastoralteam und den derzeitigen Standortkoordinator*innen, seien alle Beteiligten zu dem Entschluss gekommen, die geplanten Weihnachtsgottesdienste in der Pfarrei St. Hippolytus in diesem Jahr abzusagen. Dies teilte die Pfarrei am Dienstagnachmittag mit.

„Nach Abwägung verschiedener Optionen – wie etwa der teilweisen Absage, einer Verkleinerung der zulässigen Teilnehmerzahl oder auch einer Differenzierung zwischen der Gottesdienstfeier drinnen oder draußen – muss dennoch die Entscheidung gefällt werden, dass die Gottesdienste während des Lockdowns, also voraussichtlich bis einschließlich 10. Januar, in unserer Pfarrei nicht stattfinden werden“, heißt es in der Mitteilung. So schwer diese Entscheidung auch falle, sei es dennoch die oberste Priorität, die Sicherheit und den Schutz aller Beteiligten jederzeit zu gewährleisten. „Unser Pfarrer wird einen Wortgottesdienst in der Kapelle von Haus Marienfried feiern, welcher an Heilig Abend ab 15 Uhr auf www.hippolytus.de angesehen werden kann. Außerdem weisen wir darauf hin, dass unser Bischof eine Christmette feiert, die um 21:30 Uhr im WDR Fernsehen übertragen wird“, so Pressesprecherin Anna-Lea Knubben.

Kirchen bleiben geöffnet

Diejenigen, die sich bereits für einen Besuch von einem der geplanten Gottesdienste angemeldet haben, werden den Angaben zufolge schnellstmöglich über die Absage informiert. An den Weihnachtstagen bleibt weiterhin ein Besuch der Kirchen und Krippen für ein Stilles Gebet in Kleingruppen und unter Einhaltung der geltenden Hygienekonzepte (also mit Mund-Nase-Bedeckung) möglich. Die Außenkrippe an Liebfrauen (Beckhausen) kann jederzeit besucht werden. Auch die Öffnung der St. Hippolytus-Kirche mittwochs zu Marktzeiten, also von 10 bis 12 Uhr, bleibt weiterhin bestehen.

Öffnungszeiten der Kirchen:

24. Dezember

St. Hippolytus – 17 bis 19 Uhr
St. Laurentius (Saal) – 13 bis 15 Uhr
Liebfrauen – 21:30 bis 22:30 Uhr

25. Dezember

St. Hippolytus – 10 bis 12 Uhr
Liebfrauen – 10 bis 12 Uhr
St. Clemens-Maria-Hofbauer – 10 bis 12 Uhr

26. Dezember

St. Hippolytus – 10 bis 12 Uhr
St. Laurentius (Saal) – 10 bis 12 Uhr
Liebfrauen – 10 bis 12 Uhr
St. Clemens-Maria-Hofbauer – 10 bis 12 Uhr

27. Dezember

St. Hippolytus – 10 bis 12 Uhr
St. Laurentius (Saal) – 15 bis 17 Uhr
Liebfrauen – 10 bis 12 Uhr
St. Clemens-Maria-Hofbauer – 10 bis 12 Uhr

Mattauch: Festhalten an Präsenz-Gottesdiensten nicht vertretbar

Mit großer Sorge beobachtet auch die katholische Pfarrei St. Joseph seit Planungsbeginn der Weihnachtgottesdienste Ende Oktober die dramatische Entwicklung der pandemischen Lage beobachtet. Trotz der neuen Coronaschutzverordnung vom 16. Dezember, die jeden Einzelnen wie sehr viele Bereiche des öffentlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens betrifft, bleiben Gottesdienste auch über Weihnachten rechtlich weiter möglich.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Pfarrei entschieden, alle Gottesdienste ab dem 27. Dezember bis zum Ende des Lockdowns am 10. Januar abzusagen. Am Dienstag folgte nun die Absage aller Weihnachtsgottesdienste von Heilig Abend bis zum zweiten Weihnachtstag. „Es ist für mich nicht mehr vertretbar, als einzige christliche Pfarrei in Gelsenkirchen an Präsenzgottesdiensten an den Feiertagen festzuhalten“, erklärte Pfarrer Ingo Mattauch. „Diese Entscheidung ist heute Mittag nach weiteren Beratungen und der Information von Stadtdechant Markus Pottbäcker, dass im Gespräch mit Verantwortlichen in der Stadtverwaltung sehr empfohlen worden sei, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, gefallen.“

Weihnachtsgottesdienst für zu Hause

Mattauch weiter: „Weihnachten können wir alle in diesem Jahr nicht wie gewohnt feiern. Liebgewonnene Traditionen müssen der Vernunft weichen.“ Das  gemeinsame Weihnachtsessen mit allen Familienmitgliedern, Großeltern, Tanten, Onkel, Kindern und guten Freunden sei genauso undenkbar geworden wie der Besuch eines Weihnachtsgottesdienstes in einer Kirche. „Trotzdem muss niemand auf einen Gottesdienst und ein leckeres Essen verzichten“, erklärt Pfarrer Mattauch hoffnungsvoll. In der Pfarrei St. Joseph habe man daher einen Gottesdienst für Zuhause entwickelt und das gottesdienstliche Online-Angebot kurzfristig erweitert.

Für alle Menschen, die aus den verschiedensten Gründen an den Weihnachtstagen keine Kirche besuchen möchten, wurde der interaktive Weihnachtsgottesdienst aus der Tüte entwickelt. Die Tüten enthalten einen Ablauf des Gottesdienstes, Texte, einen Bastelbogen, eine kleine Überraschung und QR-Codes zu YouTube-Videos, die in den Hausgottesdienst einbezogen werden können. Die Tüten sind in der Schalker Apotheke und vor dem Pfarrbüro (Grillostraße 62) zu dessen Öffnungszeiten abholbereit. Alle, die keine Möglichkeit haben, eine Tüte abzuholen, können den Weihnachtsgottesdienst für Zuhause auf der Internetseite der Pfarrei herunterladen.

Videogottesdienst zu Weihnachten

Ab 12 Uhr Heilig Abend wird es einen etwa 15-minütigen Videogottesdienst auf dem YouTube-Kanal der Pfarrei St. Joseph geben. Die Seelsorger*innen der Pfarrei St. Joseph möchten den Menschen zu Hause, so die Weihnachtsbotschaft verkünden: „Jesus Christus ist in die Welt gekommen, als kleines, schützenswertes Kind in einem unscheinbaren Stall in Bethlehem. Er hat durch seine Liebe zu den Menschen Licht in unsere dunkele Welt gebracht. Sein Licht scheint auch heute noch in der Welt und in jedem einzelnen Menschen. In einem lächelnden Gesicht und glücklich strahlenden Augen es jede*r sehen und spüren, wie sein Licht die Welt heller macht“, so Mattauch.

Um das sichtbar gemeinschaftliche Feiern eines  Gottesdienstes an Heilig Abend zu ermöglichen, entwickelt die Pfarrei gerade zwei Gottesdienste via Zoom-Videokonferenz. Die Gottesdienste werden um 16 und 18:30 Uhr angeboten. Die Zugangsdaten sind spätestens am Mittwochabend, 23.12., auf der Homepage der Pfarrei zu finden. Zum Gottesdienst um 16 Uhr werden besonders an Familien mit Kindern eingeladen. Hier wird ein Krippenspiel zu sehen sein. Der spätere Gottesdienst richtet sich eher an die Erwachsenen. In der Pfarrei St. Joseph gebe es ein großes Verständnis für alle Menschen, die sich auf einen Weihnachtsgottesdienst und die gottesdienstliche Gemeinschaft gerade in dieser Zeit der Einschränkung gefreut haben und nun enttäuscht sind, dass diese entfallen. Pfarrer Mattauch dankt allen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitenden, die „mit so viel Engagement und erheblichem Zeitaufwand an der Planung und der inhaltlichen wie musikalischen Gestaltung der Gottesdienste beteiligt waren.“

Propst Pottbäcker: „Entscheidung Schweren Herzens“

Bereits am späten Montagabend hatte Propst Markus Pottbäcker als Pfarrer der beiden eigenständigen Pfarreien St. Augustinus und St. Ubanus alle Präsenzgottesdienste an Weihnachten und Sylvester abgesagt. „Für mich war schlussendlich ein Gespräch mit Verantwortlichen in der Stadtverwaltung ausschlaggebend, in dem sehr empfohlen wurde, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, da die Zahlen der Infizierten und Kranken weiterhin auf einem sehr hohen Niveau sind“, so Pottbäcker „Schweren Herzens muss ich daher mitteilen, dass an Weihnachten und Sylvester keine Präsenzgottesdienste in unserer Pfarrei stattfinden können. Ich bedaure das zutiefst, sehe aber klar meine und unsere große Verantwortung“, betonte Pottbäcker. Es sei ihm sehr bewusst, „dass ich damit viele von Ihnen sehr enttäusche und verärgere! Ich kann das wirklich verstehen.“ Trotzdem wünsche er allen „ein gesegnetes Weihnachtsfest und die Erfahrung der Nähe Gottes, der uns in Jesus Christus schenkt“.