Die von den Jesuiten geleitete Kölner Pfarrgemeinde und Kunststation Sankt Peter kritisiert die Leitung des Erzbistums Köln um Kardinal Rainer Maria Woelki für deren Umgang mit Missbrauch und fordert eine externe Untersuchung.
Köln – Die von den Jesuiten geleitete Kölner Pfarrgemeinde und Kunststation Sankt Peter kritisiert die Leitung des Erzbistums Köln um Kardinal Rainer Maria Woelki für deren Umgang mit Missbrauch und fordert eine externe Untersuchung. Anders als etwa der Kölner Katholikenausschuss und die Initiative Maria 2.0 geht sie dabei über die Forderung nach einer kircheninternen Kontrolle durch ein Eingreifen des Vatikan hinaus.
„Erwiesene Unfähigkeit zur Selbstreform“
„Wegen erwiesener Unfähigkeit zur Selbstreform erbitten wir für das Erzbistum eine externe Begutachtung. Diese Prüfung sollte dringend über eine Apostolische Visitation von Bischöfen – wie Maria 2.0 sie fordert – hinausgehen“, heißt es in einer auf der Homepage veröffentlichten Erklärung der Gemeindegremien um Jesuitenpater Stephan Kessler. Dabei müssten Laien und „Betroffene des entsetzlichen Missbrauchs“ mit in die Verantwortung.
„Auf tragisch-dramatische Weise findet die Kölner Kirche seit elf Jahren keinen glaubwürdigen Weg, den systemischen Machtmissbrauch in ihrer Mitte anzuerkennen“, heißt es weiter. Gerade in Tagen der Verunsicherung durch die Pandemie werde „in einem beispiellosen Prozess zögerlicher Verweigerung von Transparenz das Grundkapital jeglicher kirchlichen Arbeit verspielt: Glaubwürdigkeit“.
Vertrauen der Gläubigen in Köln werde „gleichsam im Wochenrhythmus“ erschüttert
Das Vertrauen der Gläubigen werde „gleichsam im Wochenrhythmus von medialer Enthüllung und interner Verschwiegenheit oder unhaltbaren Äußerungen erschüttert“, kritisieren die Gremien weiter. Auf Gemeindeebene werde dies nur noch als „völlig abgehoben“ wahrgenommen.
Die Bistumsleitung sei dabei, „die Kirche zu verraten und das Volk Gottes, sofern es nicht schon gegangen ist, zu verlassen“. Unter keinen Umständen dürfe es so weitergehen, fordert die Gemeinde weiter: „Um des Evangeliums willen muss Verantwortung übernommen werden, vom Erzbischof, aber auch von der Ortskirche – nach Möglichkeit schon vor dem 18. März.“ An diesem Tag soll das neue Gutachten zum Umgang der Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsfällen veröffentlicht werden.
Kardinal wird Beteiligung an Vertuschung vorgeworfen
Die Initiative Maria 2.0 im Rheinland hatte kürzlich in einem Brief an Papst Franziskus um eine Visitationsreise eines Vatikanvertreters gebeten. Auch der Kölner Katholikenausschuss hatte ein Eingreifen des Vatikan angeregt. Kardinal Woelki und die gesamte Bistumsleitung stehen in der Kritik, weil sie ein Missbrauchsgutachten einer Münchner Anwaltskanzlei nicht wie vorgesehen veröffentlichen lassen. Das Papier habe „methodische Mängel“, heißt es zur Begründung. Woelki beauftragte daher einen neuen Gutachter.
Auch dem Kardinal selbst wird Beteiligung an Vertuschung vorgeworfen, weil er in einem Missbrauchsfall nicht wie vorgeschrieben den Vatikan informiert habe. Woelki hat daraufhin selbst den Vatikan gebeten, diesen Vorwurf zu prüfen. Der gesamte Vorgang hat zu einer Vertrauenskrise im Bistum und darüber hinaus geführt. Zahlreiche Pfarrgemeinden und Priester und zuletzt der Diözesanrat der Katholiken wandten sich gegen den Kurs der Bistumsleitung. Aus Protest lässt die Katholiken-Vertretung in der mitgliederstärksten deutschen Diözese sogar ihre Mitarbeit an der Bistumsreform ruhen.