Politiker halten Woelkis Erklärungen für unzureichend

Religionsexperten der Parteien im Düsseldorfer Landtag haben sich kritisch zu den jüngsten Erklärungen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki geäußert.
Düsseldorf – Religionsexperten der Parteien im Düsseldorfer Landtag haben sich kritisch zu den jüngsten Erklärungen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki geäußert. Auch der Vorsitzender des Kölner Diözesanrates, Tim Kurzbach, forderte im Gespräch mit der Düsseldorfer "Rheinischen Post" schnelle Antworten der Bistumsspitze - und zwar vor Veröffentlichung des neuen Gutachtens am 18. März.

Ralph Tigges. –Foto: CDU-Fraktion NRW

Religionsexperten der Parteien im Düsseldorfer Landtag haben sich kritisch zu den jüngsten Erklärungen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki geäußert. Auch der Vorsitzender des Kölner Diözesanrates, Tim Kurzbach, forderte im Gespräch mit der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ schnelle Antworten der Bistumsspitze – und zwar vor Veröffentlichung des neuen Gutachtens am 18. März.

„Es ist nicht gut, ständig Gutachten anzukündigen“, sagte Kurzbach laut Zeitung. „Jeder weiß doch, wer zu fraglichen Zeit Bischof, Generalvikar und Personalchef gewesen ist. Und alle könnten und sollten jetzt reden.“ Nach seinen Worten stünden alle Verantwortlichen in der moralischen Verantwortung, sich zu äußern. „Stattdessen verweist man jetzt weiter auf das juristische Gutachten demnächst – und unsere Fragen bleiben unbeantwortet“, so Kurzbach, der Oberbürgermeister der Stadt Solingen ist.

Erkelenz: Die Macht, die die Kirche hat, wird nach Auffassung vieler Katholiken deutlich missbraucht“,

Kritik kam zudem von der Kirchenbewegung Maria 2.0: „Die Macht, die die Kirche hat, wird nach Auffassung vieler Katholiken deutlich missbraucht“, kommentierte Angelika Erkelenz von Maria 2.0 die Aussagen. Sie könne nicht verstehen, „wie eine Organisation, der schwerwiegende Fehler nachgewiesen werden können, ihr eigener Richter sein kann. Es braucht dringend eine Aufarbeitung von außen, die nicht von der Kirche selbst in Auftrag gegeben wird.“

Sigrid Beer, religionspolitische Sprecherin der Grünen, sagte der Zeitung: „Dass die schonungslose Aufklärung offenbar behindert wird, vertieft Traumatisierungen bei den Betroffenen und trifft die Gemeinden und engagierte Christinnen und Christen, die sich mit solchen Vorgängen nicht mehr abfinden wollen, ins Mark.“ Auch mit den aktuellen Bekundungen schaffe es Kardinal Woelki nicht, Boden zu gewinnen. Woelki sei zur Belastung eines aufgeklärten und kritischen Christentums geworden. Beer forderte, beide Gutachten müssten der Öffentlichkeit nebeneinander komplett vorgelegt werden.

Entwicklung in Köln „besorgniserregend“

Jochen Ott, SPD-Fraktionsvize im Landtag, nannte die Entwicklungen im Erzbistum besorgniserregend. „Bei aller gebotenen Trennung von Kirche und Staat – hier geht es nicht um seelsorgerische oder kirchenrechtliche Fragestellungen, sondern schlichtweg um Verbrechen. Und die müssen ohne Ansehen der Person oder Institution lückenlos aufgeklärt werden.“ Der Erzbischof sei deshalb gut beraten, jetzt schnell für die nötige Transparenz zu sorgen. „Wenn das nicht gelingt, muss auch die Politik das Thema auf die Tagesordnung nehmen“, sagte Ott.

Der Beauftragte der CDU-Landtagsfraktion für die katholische Kirche, Raphael Tigges, kritisierte, durch die Zurückhaltung des ersten und die Neubeauftragung eines weiteren Missbrauchsgutachtens entstehe leider der Eindruck, man sei an einer ehrlichen Aufarbeitung nicht interessiert und verfolge eigene Interessen. „So enttäuscht man nicht nur die Missbrauchsopfer, sondern verliert weiter viel Vertrauen an der katholischen Basis“, warnte der CDU-Politiker. Kardinal Woelki werde sich daran messen lassen müssen, seinen Zusagen nach Transparenz und Verantwortung gerecht zu werden und Taten folgen zu lassen.

kna