Papst bricht zu Irak-Reise auf

Papst Franziskus bricht an diesem Freitag zu einer viertägigen Reise in den Irak auf. Der Islamwissenschaftler und Jesuit Felix Körner erwartet von der Reise von Papst Franziskus in den Irak einen Impuls für den interreligiösen Dialog.
Papst Franziskus bricht an diesem Freitag zu einer viertägigen Reise in den Irak auf. Der Islamwissenschaftler und Jesuit Felix Körner erwartet von der Reise von Papst Franziskus in den Irak einen Impuls für den interreligiösen Dialog.

Papst Franziskus (Foto: © Palinchak| Dreamstime.com)

Papst Franziskus bricht an diesem Freitag zu einer viertägigen Reise in den IrakReise in den Irak auf. Es ist der erste Besuch eines Katholikenoberhaupts in dem von Kriegen gezeichneten und wenig geeinten islamischen Land. Er komme als „Pilger der Hoffnung“ und wolle „nach Jahren des Kriegs und des Terrorismus Vergebung und Versöhnung“ erflehen, sagte Franziskus in einer vorab am Donnerstag verbreiteten Videobotschaft. Die Visite findet unter einer prekären Sicherheits- und Pandemielage statt.

In Ur Gebet von Vertretern unterschiedlicher Religionen geplant

Im Nordirak will der Papst in der Stadt Mossul als ehemaliger Hochburg des „Islamischen Staats“ an die Opfer des Krieges erinnern und den christlichen Ort Karakosch (Bakhdida) besuchen. In der südirakischen antiken Stadt Ur, die als Heimat der biblischen Gestalt Abraham gilt, ist ein Gebet von Vertretern unterschiedlicher Religionen geplant. Zuvor trifft Franziskus mit dem schiitischen Großajatollah Ali al-Sistani in Nadschaf zusammen. Es ist das erste Mal, dass ein Papst in ein Land mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit reist.

In der Hauptstadt Bagdad wird Franziskus am Freitag eine Ansprache an Vertreter aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft richten. Bei Unterredungen mit Staatspräsident Barham Salih und Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi dürfte es auch um die nationale Einheit des Landes gehen, das nach blutigen Protesten 2019/2020 Parlamentswahlen im Oktober anstrebt. Zum Abschluss der Reise feiert der Papst am Sonntag in der kurdischen Regionalhauptstadt Erbil eine Messe, zu der bis zu 10.000 Gläubige in einem Stadion erwartet werden.

Mehrheit der Christen aus Irak geflohen

Seit dem Sturz des Diktators Saddam Hussein 2003 ist die Mehrheit der einst bis zu 1,5 Millionen irakischen Christen geflohen oder emigriert. Heute leben in der Gesamtbevölkerung von 39 Millionen nur noch schätzungsweise 200.000 bis 400.000 Christen. Der Papst sprach mit Blick auf die Christen im Irak von einer „Märtyrerkirche im Lande Abrahams“.

Der Islamwissenschaftler und Jesuit Felix Körner erwartet von der Reise von Papst Franziskus in den Irak einen Impuls für den interreligiösen Dialog. Es sei das erste Mal, dass ein Papst ein überwiegend schiitisches Land besuche, betonte Körner, der an der Päpstlichen Universität Gregoriana lehrt, im Vorfeld der am Freitag beginnenden viertägigen Visite. Franziskus werde auch von vielen Muslimen als jemand wahrgenommen, der Versöhnung stiften und eine Hand reichen wolle.

Papst bringe den Schiiten die Botschaft

Das Treffen mit Großajatollah Ali al-Sistani in Nadschaf werde zu einem „Sympathiegewinn“ führen, meinte Körner. DerPapst bringe den Schiiten die Botschaft: „Ich kenne euer Leid.“ Ein Schlüssel, um in der Verständigung weiterzukommen, sei, „die andere Seite auch als verletzte Seite, um Versöhnung ringende Seite zu verstehen“.

Auch im benachbarten Iran könne der Papst positive Aufmerksamkeit erzeugen. Die überwiegend schiitische Bevölkerung dort sei „erstaunlich wenig islamisch identifiziert“, sagte Körner. Zunehmend stünden iranische Musliminnen und Muslime ihrer Religion und den Institutionen kritisch gegenüber; viele seien „wegen ihrer eigenen Oberhäupter“ enttäuscht. Sie könnten mit Franziskus darauf verweisen, wie man Glauben auch in Bescheidenheit und „ohne politische Machtmittel“ bezeugen könne.

Intensivierung des interreligiösen Dialogs

Körner äußerte den Wunsch nach einer Intensivierung des interreligiösen Dialogs seitens des Vatikan. „Was der Papst jetzt macht, ist auch vorbildlich für den Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog, nämlich Problemfelder proaktiv anzugehen“, sagte der Jesuit. Bislang sei der Rat gemessen an seinen Aufgaben „relativ dünn besetzt“. Die Einrichtung solle mehr Personal bekommen – auch „wirkliche Islamwissenschaftler“. Es stecke „viel Potenzial drin“, auch mit Blick auf neue Dialogformate abseits des theologischen Gesprächs, sagte Körner.

kna