Die katholische Laienvertretung im Erzbistum Köln dringt auf eine vollständige Missbrauchsaufarbeitung und eine Erneuerung des innerkirchlichen Machtsystems.
Köln – Die katholische Laienvertretung im Erzbistum Köln dringt auf eine vollständige Missbrauchsaufarbeitung und eine Erneuerung des innerkirchlichen Machtsystems. Auch die Frage nach der Menschenfreundlichkeit der Kirche sei ein Kernthema, erklärte der Diözesanrat der Katholiken am Mittwoch nach einer Vollversammlung in Köln. „Zunächst müssen wir mal miteinander sprechen – in einem echten Dialog von zuhören und Antworten geben“, betonte der Vorsitzende Tim O. Kurzbach.
Erschütterung, die in jede Gemeinde reicht
Die Laien fordern von der Kölner Bistumsleitung unter anderem, eine zugesagte Aufarbeitungskommission zügig einzusetzen und auch die Rolle der früheren Weihbischöfe und Geheimsekretäre im Missbrauchsskandal aufzuklären. Damit unterstütze der Diözesanrat eine Erklärung des Kölner Katholikenausschusses. Von systemischen Ursachen für sexuellen Missbrauch in der Kirche sprach Kurzbach auf dem Online-Portal domradio.de. Die Themen Macht- und Gewaltenteilung, Rolle der Frau und Zukunft der Gemeinden seien vergangenes Wochenende bei einer Sitzung des Diözesanpastoralrats mit Kardinal Rainer Maria Woelki „zumindest als Frage auf den Tisch gekommen“, sagte er. „Das hängt schon alles miteinander zusammen.“
Der Diözesanpastoralrat – das zentrale Beratungsgremium des Kardinals – war am Wochenende zusammengekommen. Ihm gehören der Diözesanrat der Katholiken sowie weitere Einrichtungen und Personengruppen an. Die Diskussion sei divers gewesen, erzählte Kurzbach. Es habe Äußerungen gegeben von „Die Kirche ist eine sakramentale Hierarchie und das ist nun mal so“ bis hin zu „Wenn wir jetzt nicht die Sorgen und Nöte, die Ängste und Frustrationen der Vielen in den Gemeinden ernst nehmen, dann fahren wir den Laden wirklich vor die Wand“. Er selbst sprach von einer Erschütterung, die in jede Gemeinde reiche.
Erzbistum müsse auch „systematische Schlüsse“ ziehen
Der Laienvertreter sprach sich dafür aus, auch „systemische Schlüsse“ aus dem Missbrauchsskandal zu ziehen und schlug eine Brücke zur anstehenden Pfarreien-Reform. Das Erzbistum könne die neuen Strukturen nicht nur auf Grundlage von Geld und Stellen planen, die künftig zur Verfügung stünden. Das werde den Seelsorgenden nicht gerecht, so Kurzbach. „Das wird aber auch der Sendung von Getauften und Gefirmten nicht gerecht, denn wir haben auch Anteil am Reich Gottes und deswegen sind wir auch bereit, Aufgaben zu übernehmen, wenn man uns denn lässt.“
Im August hatte das Erzbistum angekündigt, seine 180 Seelsorgebereiche mit insgesamt rund 500 Gemeinden in 50 bis 60 Großpfarreien – die „Pfarreien der Zukunft“ – umstrukturieren zu wollen. Gegen die Pläne hatte es Einwände gegeben, woraufhin eine Arbeitsgruppe einen Alternativvorschlag – die „Dynamischen Sendungsräume“ – entwickelte. Wegen der Missbrauchsaufarbeitung pausiert das Projekt