Am Karfreitag hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gegen eine Verdrängung von Problemen gewandt.
Limburg – Am Karfreitag hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gegen eine Verdrängung von Problemen gewandt. Zwar gebe es mitunter gute Gründe dazu, damit der Mensch gesund bleibe, sagte Bätzing laut Manuskript in seiner Predigt im Limburger Dom. Er verwies jedoch auch auf eine „dunkle Seite“ des Verdrängens, wenn ausgeblendete und unterdrückte traumatische Erfahrungen im Untergrund der Seele arbeiteten und krank machten. „Ängste, Blockaden und Depressionen haben nicht selten ihre Ursache darin“, betonte der Limburger Bischof.
Bätzing: Rechtes Maß an Erinnern und Vergessen
Bätzing warb für ein rechtes Maß an Erinnern und Vergessen, Festhalten und Loslassen. „Das gilt für uns Einzelne wie auch für die Gesellschaft.“ In der Corona-Pandemie habe es beispielsweise ein kollektives Verdrängen nach dem ersten Lockdown gegeben. „Die Quittung dafür haben wir mit einer massiven zweiten Welle der Pandemie bekommen.“ Familien, Senioren, Geschäftsleute, Kleinunternehmer, Kita-Kinder, Schüler, Pflegerinnen, Ärzte und die beinahe 80.000 Verstorbenen hätten dafür einen hohen Preis gezahlt.
„Wegdrücken löst echte Probleme nicht. Nach aller Erfahrung kommen sie mit Wucht zurück“, betonte Bätzing. Und auch auf anderen Feldern verdrängten die Menschen oftmals: Kriege, Hungerkatastrophen, Flucht, Klimaveränderungen, Schattenseiten von Fortschritt, Liberalismus und individueller Selbstbestimmung wie Armut, Druck auf Alte und Kranke zur Beendigung ihres Lebens und Abtreibung.
„Die Rechnung zahlen allzu oft andere“
„Wir verdrängen, was das Zeug hält, aber die Rechnung zahlen allzu oft andere. Für sie alle hängt Jesus stellvertretend am Kreuz. Nach menschlichen Maßstäben ist er der große Sündenbock, in den Augen Gottes aber der leidende Gerechte“, so Bätzing. Die Menschen könnten versuchen, „die Augen zu schließen, um die Konsequenzen unseres Lebensstils, unserer Ansprüche und unserer Gleichgültigkeit Gott und anderen Menschen gegenüber auszublenden“. Es ändere jedoch nichts.
Jeder Karfreitag biete die Gelegenheit, „den am Kreuz in unser Leben einzulassen“, betonte der Bischof. „Dazu braucht es Mut zur Umkehr, herzliche Liebe zu Jesus und das Vertrauen, dass wir durch seine Wunden heil werden. Jeder Schritt hat seinen Sinn, wenn wir bei der Kreuzverehrung auf Jesus zugehen: Wir lassen ihn ein – in unser Leben, in unsere Welt.“
kna