Feige: Kirchliche Verkrustungen aufbrechen

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht in der Corona-Krise einen Ansporn zur Kritik an „Verkrustungen“ in der Kirche.
Magdeburg (KNA) Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht in der Corona-Krise einen Ansporn zur Kritik an "Verkrustungen" in der Kirche. "Wie viele verschanzen sich doch hinter Lehrsätzen und Gewohnheiten", sagte Feige in seiner Osterbotschaft. "Manchmal regt uns das Evangelium als das eigentliche Gewissen unserer Kirche viel zu wenig auf oder an", betonte der Bischof des Bistums Magdeburg. Er rief die Christen auf, ihre "gewohnten Bahnen und Überzeugungen zu verlassen, um Gott auch außerhalb davon zu suchen".

Bischof Feige (Foto: Bistum Magdeburg)

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht in der Corona-Krise einen Ansporn zur Kritik an „Verkrustungen“ in der Kirche. „Wie viele verschanzen sich doch hinter Lehrsätzen und Gewohnheiten“, sagte Feige in seiner Osterbotschaft. „Manchmal regt uns das Evangelium als das eigentliche Gewissen unserer Kirche viel zu wenig auf oder an“, betonte der Bischof des Bistums Magdeburg.

Feige: Jesus „auch außerhalb kirchlichen Erfahrungsraumes“ suchen

Er rief die Christen auf, ihre „gewohnten Bahnen und Überzeugungen zu verlassen, um Gott auch außerhalb davon zu suchen“. Zu finden sei der auferstandene Christus „nicht nur in den Domen und Kathedralen oder in den vertrauten Dorfkirchen“, so Feige. „Er ist im Leben der Menschen von heute, in ihren Gedanken und Hoffnungen, in ihrer Angst und ihrer Trauer. Er ist in diesen Tagen gerade auch in den Sorgen, die die Corona-Pandemie uns bereitet und die unzähligen Menschen das Leben schwer macht.“

Der Bischof rief dazu auf, Jesus „auch außerhalb kirchlichen Erfahrungsraumes zu suchen, sogar da, wo wir es vielleicht nie erwarten würden: auch bei all denen zum Beispiel, die anscheinend ganz gut ohne irgendeinen religiösen Glauben auskommen, dennoch aber manchmal menschenfreundlicher und solidarischer als wir Christen sind und vom Leben durchaus noch mehr erwarten oder erhoffen als nur Erfolge und Reichtum“. Wenn die Kirche sich darauf einlasse, habe sie „trotz allem, was derzeit so massiv an Schuld und Versagen ans Licht kommt, eine Zukunft“.

Paderborner Erzbischof beklagt Zustand der katholischen Kirche 

Der Zustand der katholischen Kirche in Deutschland ist nach den Worten des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker nicht gut. Da gebe es nichts zu beschönigen. „Es hat Versagen, Fehlverhalten und auch schlimme Verbrechen gegeben“, so Becker in der „Rheinischen Post“ (Samstag). Aus falscher Sorge um das Ansehen der Kirche, so der 72-Jährige, „wurden die Täter geschützt und wurde häufig den Betroffenen nicht genügend Schutz gewährt. Ich selbst empfinde eine große Scham, dass so viel Leid und Unrecht geschehen konnte.“

Becker verwies darauf, dass für die sexualisierte Gewalt „auch systemische Gründe“ verantwortlich seien. Und: „Die Opfer müssen oberste Priorität haben, und nicht der Schutz der Institution.“ Andererseits helfe es angesichts der Lage der Kirche nicht, jetzt „ins Jammern zu verfallen“ und einen Zustand von Kirche herbeizusehnen, den es in dieser Form auch in seiner Jugend schon nicht mehr gegeben habe.

„Die Menschen sind, wie sie sind, und das wird sich auch nicht ändern“

Zugleich erinnerte Becker an den „Realisten“ Jesus. „Er hatte einen Stab von Aposteln um sich, die nach rein menschlichem Ermessen schon damals völlig überfordert für diese große Aufgabe schienen.“ Laut Erzbischof Becker würde man heute vielleicht sogar sagen: „Es waren Verlierertypen.“ Mit ihnen hätte die Kirche eigentlich von Anfang an scheitern müssen. Und doch habe Jesus sich auf sie eingelassen, und sie seien ihm letztlich bis in den Tod gefolgt. „Die Menschen sind, wie sie sind, und das wird sich auch nicht ändern.“

kna