Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat den verstorbenen Theologen Hans Küng als „inspirierenden Intellektuellen und streitbaren Theologen“ gewürdigt.
Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat den verstorbenen Theologen Hans Küng als „inspirierenden Intellektuellen und streitbaren Theologen“ gewürdigt. Er habe mit seinem „Projekt Weltethos“ Brücken zwischen Kulturen und Religionen gebaut.
Küng betonte „was uns verbindet“
„Er betonte im interreligiösen Dialog immer das, was uns verbindet und gemeinsam ist: Gott anbeten und den Nächsten lieben. Jede Form von religiösem Extremismus, die dieser Kernbotschaft zuwiderhandelte, verurteilte Küng stets aufs Schärfste“, sagte Overbeck, der auch Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und der verantwortliche Bischof für das katholische Hilfswerk „Adveniat“ ist. So habe auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika Fratelli tutti hervorgehoben, dass Feindseligkeit, Extremismus und Gewalt nicht einer religiösen Seele entspringen, sondern immer Verrat an der Religion sind.
„Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Plädoyer des Papstes, Missverständnisse durch Klarheit aufzulösen und in interreligiöser Geschwisterlichkeit gemeinsam für mehr Gerechtigkeit und Frieden in dieser Welt einzutreten. Geschwisterlichkeit meint nicht die Abwesenheit von Konflikten und Differenzen, denn die Würdigung meines Gegenübers setzt voraus, dass ich das anerkenne, was ihm religiös bedeutsam ist und manchmal auch von mir unterscheidet“, sagte Overbeck. „Dafür braucht es eine vertrauensvolle, eben geschwisterliche interreligiöse Dialogkultur, die es so zu pflegen gilt, wie Hans Küng es immer tat.“
Wegweisende Leistungen als Theologe
Seine akademischen Leistungen als katholischer Theologe seien wegweisend gewesen und hätten von einem breiten Wissen um Tradition und Gegenwart von Kirche und Gesellschaft gezeugt, sagte Overbeck. Dabei sei Küng stets seinem Gewissen gefolgt. Das habe ihn für viele Menschen zu einem glaubwürdigen Mahner und Kritiker und authentischen Christen gemacht, der in Debatten engagiert zu diskutieren und zu überzeugen wusste, auch und gerade vor dem Hintergrund seines praktischen Handelns.
Hans Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, war am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen gestorben. Der von 1960 bis 1996 in Tübingen lehrende Schweizer hat die katholische Kirche maßgeblich mit geprägt. Seine Bücher wurden Bestseller. In den vergangenen 30 Jahren engagierte er sich vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im „Projekt Weltethos“.