Die Europäische Rabbinerkonferenz (CER) hat sich wegen der antisemitischen Übergriffe und Demonstrationen gegen Israel besorgt über die Sicherheit der jüdischen Gemeinde in Deutschland gezeigt.
München/Zürich – Die Europäische Rabbinerkonferenz (CER) hat sich wegen der antisemitischen Übergriffe und Demonstrationen gegen Israel besorgt über die Sicherheit der jüdischen Gemeinde in Deutschland gezeigt. Die Sicherheitslage für in Deutschland lebende Juden sei schlechter als zuvor, erklärte CER-Generalsekretär, Gady Gronich, gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ Online-Ausgabe). Man könne schwer sagen, wie sich die Situation weiterentwickele. Überraschungen könnten aus „allen Richtungen kommen“.
Antisemitismus von Einwanderern unterschätzt
Gronich zufolge wurde „der Antisemitismus von Einwanderern unterschätzt“. Er beklagte, dass der Nahostkonflikt „mit all seinen falschen Narrativen“ große Teile der muslimischen Gemeinde „in geistiger Geiselhaft halte“. Nun werde dieser Konflikt auch auf europäischem Boden ausgetragen. Deutschland habe seine Verantwortung für den Schutz des jüdischen Lebens angenommen, so Gronich. Doch es gebe weiter „sehr großen Bedarf an rechtlichen und präventiven Maßnahmen, auch in Deutschland“.
Das Thema der Imam-Ausbildung müsse „endlich diskutiert werden“. Die Mehrheit der Imame in Deutschland komme aus der Türkei. Diese brächten „Propaganda der türkischen Regierung und von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit“, so Gronich. Muslimische Geistliche in Europa müssten ihre Ausbildung zukünftig in dem Land erhalten, in dem sie tätig seien. Zudem müssten sie in der Sprache unterrichtet werden, „in der sie predigen“. Vor diesem Problem dürfe die deutsche Politik „nicht länger ihre Augen verschließen“.
Gronich forderte zudem, „Finanzströme aus Europa für Palästina an die Hamas und die Hizbullah“ zu kappen. Es müsse sichergestellt werden, dass diese Gelder nicht für Waffen verwendet würden, sondern der Zivilbevölkerung zugutekämen. Gronich ist seit 2017 CER-Generalsekretär. Der Organisation gehören nach eigenen Angaben rund 1.000 Rabbiner an.
Botschafter: Jüdische Gemeinde hat nichts mit der Krise zu tun
Israels Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, hat die jüngsten antiisraelischen Demonstrationen und antisemitische Äußerungen hierzulande verurteilt. „Die jüdische Gemeinde in Deutschland hat nichts mit der Krise in Gaza zu tun. Sie hat es verdient, wie jede andere Gemeinde in Deutschland zu leben – in Frieden und Sicherheit“, sagte er der Deutschen Welle (DW) am Montag in Bonn. Er sei zuversichtlich, dass die deutschen Behörden „alles tun werden, um jede Art von antisemitischen Angriffen zu verhindern“.
Issacharoff sagte, er sei „immer besorgt“ über die Sicherheit von Israelis und Juden in Deutschland, habe aber auch „Demonstrationen der Unterstützung und Solidarität“ für Israel gesehen. Diese seien nicht nur aus allen Lebensbereichen in Deutschland, sondern auch von arabisch-muslimischen Führern, gekommen.
Eigenen Angaben zufolge hatte er vergangene Woche ein Treffen mit Bundesjustizministerin Christina Lambrecht (SPD), Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), und der Grünen-Vorsitzenden, Annalena Baerbock, gegeben. Diese hätten ihre Unterstützung gegen Antisemitismus zugesagt. Issacharoff fühle sich dadurch „sehr beruhigt“.