In der Debatte um eine Firmung in der von Missbrauchsfällen betroffenen Düsseldorfer Gemeinde Sankt Margareta spricht sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für einen Dialog aus.
Düsseldorf – In der Debatte um eine Firmung in der von Missbrauchsfällen betroffenen Düsseldorfer Gemeinde Sankt Margareta spricht sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für einen Dialog aus. „Auch wenn wir entgegengesetzte Positionen haben, so werbe ich dafür, dass wir zusammen im offenen Gespräch bleiben und den Weg gemeinsam gehen“, sagte Woelki am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Wir haben große Herausforderungen vor uns, die wir nur gemeinsam als Christen bewältigen können.“
Gemeindemitglieder: Woelki nicht mehr glaubwürdig
Anfang Juni will der Erzbischof Jugendlichen in der Gemeinde das Sakrament der Firmung spenden. Gemeindemitglieder baten Woelki jedoch in einem offenen Brief „eindringlich“, diesen Termin an einen Vertreter zu übertragen. Das Sakrament der Firmung könne nur jemand vollziehen, „der als Christ in seinem Amt und in seinem Handeln glaubwürdig ist. Sie sind das leider für uns nicht mehr“, schreiben die 140 Unterzeichnenden. Zu ihnen gehören unter anderem Mitglieder der Reforminitiative Maria 2.0 sowie die frühere Düsseldorfer Bürgermeisterin und FDP-Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Hintergrund ist die öffentliche Aufarbeitung früherer Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche, um die im Erzbistum Köln seit mehr als einem Jahr gerungen wird. Dabei geht es auch darum, Verantwortliche zu benennen, die Täter geschützt und Verbrechen vertuscht haben. Ein erstes Aufarbeitungs-Gutachten hatte Woelki nicht veröffentlichen lassen, weil er es für fehlerhaft und nicht rechtssicher hält. In einem zweiten Gutachten, das im März veröffentlicht wurde, weisen Juristen um den Strafrechtler Björn Gercke hohen Amtsträgern im Erzbistum Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen nach. Woelki selbst wird durch den Gercke-Report entlastet.
Meldung unterlassen
In der betroffenen Gemeinde in Düsseldorf-Gerresheim waren zwei der Priester tätig, gegen die zuletzt Vorwürfe laut geworden waren. Pfarrer D., den Woelki 2017 trotz des Vorwurfs sexueller Übergriffe zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte und kürzlich beurlaubte, war dort früher Kaplan. Dem inzwischen verstorbenen Pfarrer O. wird eine schwere Missbrauchstat an einem Kind vorgeworfen. Woelki wurde dafür kritisiert, dass er den Fall nach seinem Amtsantritt 2015 zwar zur Kenntnis genommen, aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom unterlassen habe. Der Kardinal begründete dieses Vorgehen mit der damals weit fortgeschrittenen Demenz des ehemaligen Pfarrers, die eine Befragung unmöglich machte.
Am Donnerstag wollen sich Vertreter der Gemeinde und Kardinal Woelki zu einem Gespräch treffen. Der Termin solle eine Aussprache im Vorfeld der Firmung ermöglichen, wie Pfarrer Oliver Boss und der Pfarrgemeinderat erklärten. Anlass sei ein Brief, den das Gremium zusammen mit dem Kirchenvorstand bereits Anfang 2021 an den Erzbischof geschickt habe. Damals wurden die Vorwürfe gegen O. bekannt.
Die Ortsgruppe von Maria 2.0 plant eine Protestaktion während des Gesprächs mit dem Kardinal, wie der Initiator des offenen Briefs, Peter Barzel, der KNA sagte. Die Demonstration werde am Dienstagabend genauer organisiert.