Befreiungstheologe: Linke muss religiös argumentieren

Religiöse Inhalte und Werte müssen laut Forderung des brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto wieder verstärkt im Diskurs der politischen Linken zu finden sein.
Sao Paulo - Religiöse Inhalte und Werte müssen laut Forderung des brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto wieder verstärkt im Diskurs der politischen Linken zu finden sein. Derzeit habe Brasiliens Ultrarechte das Thema religiöse Werte für sich gepachtet, analysiert der 76-jährige Dominikaner laut der Zeitung "Folha de S. Paulo" (Donnerstag). Seine Botschaft richtet sich offenbar an den linken Ex-Präsidenten Luiz Inacio "Lula" da Silva (2003-2010), der bei den Wahlen Ende 2022 gegen Amtsinhaber Jair Messias Bolsonaro antreten will.

t Luiz Inacio Lula da Silva –Foto: © Gero7fotografiaDreamstime.com

Religiöse Inhalte und Werte müssen laut Forderung des brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto wieder verstärkt im Diskurs der politischen Linken zu finden sein. Derzeit habe Brasiliens Ultrarechte das Thema religiöse Werte für sich gepachtet, analysiert der 76-jährige Dominikaner laut der Zeitung „Folha de S. Paulo“ (Donnerstag). Seine Botschaft richtet sich offenbar an den linken Ex-Präsidenten Luiz Inacio „Lula“ da Silva (2003-2010), der bei den Wahlen Ende 2022 gegen Amtsinhaber Jair Messias Bolsonaro antreten will.

Es dürfe nicht sein, dass „die Parteien die Religionen vereinnahmen“, so der Theologe. Explizit bezieht sich Frei Betto auf die Bibelstelle Johannes 8,32, „und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“, die stets von Präsident Bolsonaro zitiert wird. Zudem lautet sein Wahlslogan „Brasilien über alles und Gott über allen“. Man müsse die Bibel als Ganze sehen, so Frei Betto, „und die Grundaussage ist, dass Jesus als politischer Gefangener gestorben ist“.

Jesus sei nicht etwa an Hepatitis oder durch ein Unglück gestorben, so der Ordensmann, sondern vom Römischen Imperium gefangen genommen, gefoltert und an ein Kreuz gehängt worden; und zwar weil er „ein neues zivilisatorisches Projekt vorgestellt hat oder, wenn man so will, ein neues politisches Projekt, das er das Reich Gottes nannte, als Gegenentwurf zum Reich Cäsars“. Die zwei Grundsäulen dieses Projekts seien „die Liebe in den sozialen Beziehungen“ und das „Teilen von Besitzgütern“.

Frei Betto hatte die Botschaft an einen befreundeten Schauspieler geschickt, damit dieser sie Lula überreichen könne. Der Dominikaner ist seit frühen Jahren politisch aktiv. Während der Diktatur (1964-1985) war er in der Opposition engagiert; in den 70er Jahren musste er deshalb für zwei Jahre ins Gefängnis. Später wurde er zum Verbindungsmann zwischen Kubas Staatschef Fidel Castro und der Kirche. Die Unesco zeichnete ihn 2013 für seinen Einsatz für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit aus.

kna

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