Der Theologe Rainer Hagencord fordert ein neues Bewusstsein im Umgang mit der Umwelt. Die Corona-Pandemie könne einen Anstoß geben, „um unser Verhältnis zur Natur und zu den Tieren grundsätzlich zu überdenken“.
Münster – Der Theologe Rainer Hagencord fordert ein neues Bewusstsein im Umgang mit der Umwelt. Die Corona-Pandemie könne einen Anstoß geben, „um unser Verhältnis zur Natur und zu den Tieren grundsätzlich zu überdenken“, sagte er in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das nächste Virus werde „entweder aus der industriellen Tierhaltung oder aus einer vernichteten Wildtierregion“ kommen, mahnte Hagencord: „Also sollten wir dieses unsägliche Ereignis nutzen, um zu retten, was noch zu retten ist.“
Dafür setzt der Wissenschaftler auf Bildung. „Die kommenden Generationen wandern immer stärker in die digitale Welt ab. Dabei ist die natürliche Mitwelt unsere eigentliche Heimat.“ Spätestens in der Pandemie zeige sich, „dass wir nur das retten können, was wir kennen“, so Hagencord.
Hagencord hofft auf Zivilgesellschaft
Er hoffe auf die Zivilgesellschaft, „auf die Gemeinden, Schulen und Verbände, auch auf junge Menschen“. Diese Gruppe poche beispielsweise darauf, dass die Kirchen ihre Macht stärker nutzen müssten. „Sie hätten die Macht, ab morgen zu sagen, keine Tierfabriken mehr auf Kirchenland. Sie könnten in den Kantinen von Schulen oder Seniorenheimen eine gesunde vegetarische Ernährung einführen und mit Landwirten zusammenarbeiten, die entsprechende Kriterien erfüllen. Diese Macht wird nicht genutzt“, kritisierte der Theologe.
Hagencord ist Theologe, Biologe und katholischer Priester und leitet aus der Bibel ab, dass auch Tiere eine Seele haben und deshalb einen würdevollen Umgang verdienen. Er ist Gründer und Leiter des theologisch-zoologischen Instituts an der Uni Münster.