Nach Überschwemmungen: Overbeck bekundet Betroffenheit

Essen – Nach den verheerenden Überschwemmungen im Ruhrgebiet und im Märkischen Sauerland hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck seine Betroffenheit bekundet. „Besonders denke ich dabei an die Familien der beiden Feuerwehrmänner, die bei Rettungsarbeiten ums Leben gekommen sind“, erklärte er am Donnerstag in Essen. Zudem rief er zum Gebet für die vielen vermissten Menschen auf, „deren Schicksal gerade unklar ist“.

Bischof Overbeck (Foto: Alexandra Roth | Bistum Essen)

„Meine Gedanken und Gebete sind bei den Menschen vor Ort, die um ihr eigenes oder um das Leben Angehöriger bangen und vielfach ihr ganzes Hab und Gut verloren haben“, so der Bischof. Er dankte den Einsatzkräften, „die teilweise unter enormen persönlichen Risiken alles Menschenmögliche tun, um Menschen zu retten, Vermisste zu suchen und die Situation zu bewältigen“.

Benediktinerkloster wird zur Auffangstation

Nach den Starkregenfällen kämpfen die Menschen im Westen des Landes gegen die Wassermassen. An der Steinbachtalsperre bei Euskirchen droht der Damm zu brechen, Ortschaften wie Ahrweiler oder Kordel im Landkreis Trier-Saarburg sind von der Außenwelt abgeschnitten, Dörfer zerstört. Die Zahl der Toten steigt, zahlreiche Menschen werden vermisst, viele müssen ihr Zuhause verlassen. So wie in Kornelimünster bei Aachen. Dort wird das Benediktinerkloster zur Auffangstation für Hochwasserflüchtlinge.

Vor allem die Starkregenfälle am Tag zuvor haben ganze Ortschaften geflutet, harmlose Bäche in reißende Ströme verwandelt. Einsatzkräfte von Deutschem Roten Kreuz, von Technischem Hilfswerk oder den Maltesern sind im Dauereinsatz, auch die Bundeswehr hilft aus. Hubschrauber suchen aus der Luft nach Vermissten, die Sirenen der Feuerwehr, die längst zur Wasserwehr geworden ist, sind überall in den betroffenen Gebieten zu hören.

Lage verheerend und dramatisch

Die Bestürzung ist groß. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) spricht von einer verheerenden Lage. „In Teilen von Rheinland-Pfalz spielt sich gerade eine Katastrophe ab.“ Ihr nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) erklärt nach einem Besuch von Altena im Sauerland. „Die Lage ist immer noch dramatisch.“

Hier wie auch in Teilen von Hagen hat sich das Wasser seinen Weg in Keller und Wohnungen gebahnt. Brücken sind eingestürzt und Straßen voller Geröll. „Wer jetzt zum Arzt muss, hat es wirklich schwer“, berichtet Gemeindereferentin Sandra Schnell, Leiterin der Pfarrei Sankt Matthäus in Altena und Nachrodt-Wiblingwerde. In vielen Straßen seien Wasser und Strom abgestellt, die Geschäfte geschlossen, die Pflegedienste könnten kaum ihrer Arbeit nachgehen.

Kirchen in Altena geschlossen

„Aber die Nachbarschaftshilfe funktioniert großartig“, sagt Schnell, „so haben wir es zu Beginn des Corona-Lockdowns schon erlebt. Die Menschen vernetzen sich über Facebook, und alle packen mit an, räumen auf oder kochen für die anderen.“ Weil die Stadt Altena die Bewohner dringend darum bittet, die Häuser nicht zu verlassen, bleiben auch die Kirchen geschlossen. „Wir werden aber heute und morgen Abend um 19 Uhr Kerzen in unsere Fenster stellen und gemeinsam ein Vaterunser beten.“

Auch der Limburger Bischof Georg Bätzing zeigte sich erschüttert über das Ausmaß der Flutkatastrophe. „Meine Gedanken und Gebete sind bei den Opfern, Angehörigen und Rettungskräften“, twitterte die Deutsche Bischofskonferenz in Bätzings Namen. „Wasser ist Leben. Hier ist Wasser der Tod“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Schneller und wirksamer Klimaschutz gefordert

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf dankt den Rettungskräften: „Wir erleben viel Hilflosigkeit, aber sehen auch viele Menschen, die an der Grenze ihrer Möglichkeiten helfen“, schreibt er auf Twitter. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann erklärt, er verfolge die Bilder und Nachrichten mit Entsetzen. „Meine Gedanken sind bei den Verstorbenen und Vermissten, bei deren Angehörigen, Freundinnen und Freunden.“ Die Lage sei immer noch unübersichtlich.

Zugleich mehren sich die Stimmen derer, die davor warnen, dass derartige extreme Wetterereignisse in Zukunft in Deutschland häufiger werden. „Jetzt ist die Zeit, in der wir durch schnellen und wirksamen Klimaschutz die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise gerade noch abfedern können, bevor sich das Weltklima um mehr als 1,5 Grad Celsius erhitzt“, so der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt, gegenüber der Rheinischen Post und dem General-Anzeiger (Freitag).

DRK fordert Konsequenzen

Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, fordert Konsequenzen. In ähnlichen Fällen müssten künftig unter anderem ausreichend Notunterkünfte, Zelte, Decken, Feldbetten, Trinkwasser sowie sanitäre Anlagen und Essen bereitgehalten werden. Notwendig sei eine „Bundesvorhaltung, wie wir sie ähnlich bereits in den Zeiten des Kalten Krieges bis in die 90er-Jahre hinein hatten“.

kna