Die katholischen Bischöfe in Kanada haben sich für das Leid entschuldigt, das durch die Beteiligung der Kirche am früheren Internatssystem für indigene Kinder verursacht wurde.
Ottawa – Die katholischen Bischöfe in Kanada haben sich für das Leid entschuldigt, das durch die Beteiligung der Kirche am früheren Internatssystem für indigene Kinder verursacht wurde. „Wir erkennen den schweren Missbrauch an, der von einigen Mitgliedern unserer katholischen Gemeinschaft begangen wurde: physisch, psychologisch, emotional, spirituell, kulturell und sexuell“, heißt es in einer am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung. Es ist die bislang umfassendste Äußerung der katholischen Kirche zu dem seit Monaten schwelenden Thema.
Darin betonen die Bischöfe, dass viele katholische Religionsgemeinschaften und Diözesen an dem Internatssystem beteiligt gewesen seien, durch das es zur Unterdrückung der Sprachen, der Kultur und der Spiritualität der Indigenen gekommen sei. „Zusammen mit den katholischen Einrichtungen, die direkt am Betrieb der Schulen beteiligt waren und sich bereits aufrichtig entschuldigt haben, bringen wir, die katholischen Bischöfe Kanadas, unsere tiefe Reue zum Ausdruck und entschuldigen uns unmissverständlich“, heißt es in dem zum Abschluss der jährlichen Vollversammlung der Kanadischen Bischofskonferenz veröffentlichten Schreiben.
Die Bischöfe kündigen darin zudem an, im ganzen Land Spendenkampagnen zu starten, um Initiativen zu unterstützen, die von indigenen Gemeinschaften ins Leben gerufen wurden. Zudem werde man mit den Verantwortlichen im Vatikan und indigenen Partnern zusammenarbeiten, um die Möglichkeit eines Pastoralbesuchs des Papstes in Kanada zu prüfen. Indigene Führer hatten Papst Franziskus zuletzt aufgefordert, sich im Namen der katholischen Kirche auf kanadischem Boden zu entschuldigen. Einige Indigene planen im Dezember eine Reise nach Rom, um den Papst dort zu treffen.
Seit Ende Mai wurden in Kanada auf ehemaligen Internatsgrundstücken durch Bodenradar mehr als 1.000 Gräber mit den sterblichen Überresten von Kindern entdeckt. Im 19. und 20. Jahrhundert waren Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Kinder indigener Mütter – oft zwangsweise – in kanadischen Heimen untergebracht. Viele der landesweit mehr als 130 Einrichtungen wurden von katholischen Ordensgemeinschaften betrieben. Sie sollten die Kinder im Auftrag des Staates an die „christliche Zivilisation“ heranführen. Oft durften sie ihre Muttersprache nicht sprechen. Eine unbekannte Zahl von Kindern und Jugendlichen wurde körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht, viele starben an Infektionskrankheiten.