Der Würzburger Bischof Franz Jung hat wegen des Umgangs des früheren Weihbischofs Helmut Bauer mit einem Missbrauchsfall die Bischofskongregation in Rom eingeschaltet.
Würzburg – Der Würzburger Bischof Franz Jung hat wegen des Umgangs des früheren Weihbischofs Helmut Bauer mit einem Missbrauchsfall die Bischofskongregation in Rom eingeschaltet. Das bestätigte die Bischöfliche Pressestelle am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zuerst hatte die Würzburger „Main Post“ über den Fall berichtet.
Es geht um einen jungen Mann, der als Jugendlicher von einem Dekan missbraucht wurde. Er hatte sich im November 2004 an Bauer gewandt. Der damalige Weihbischof habe „nach Aktenlage keine weiteren Schritte eingeleitet“, erklärte die Pressestelle.
Jung beruft sich demnach auf den 2019 in Kraft getretenen Papst-Erlass „Ihr seid das Licht der Welt“ (Vos estis lux mundi). Diesem zufolge müssten Pflichtverstöße von Bischöfen bezüglich der Beeinflussung oder Umgehung ziviler und kirchenrechtlicher Untersuchungen hinsichtlich etwaiger Sexualdelikte durch Kleriker gemeldet werden. Dies habe der heutige Bischof getan, nachdem er von dem Vorgang erfahren habe. Eine Antwort aus Rom liege vor.
„Aufgrund der altersbedingten Einschränkungen des hochbetagten und zurückgezogen lebenden emeritierten Weihbischofs hat die Bischofskongregation keine weiteren Maßnahmen bzw. Untersuchungen veranlasst“, so das Bistum. Die Kurienbehörde „hielt es aber für angemessen, dass der Weihbischof den Betroffenen um Vergebung bittet, den vom Betroffenen angezeigten Missbrauchsfall nicht in der angemessenen Weise behandelt zu haben“.
Bischof Jung habe sich „auch angesichts der altersbedingten Einschränkungen des Weihbischofs“ stellvertretend für die begangenen Verfehlungen sowie alle Fehlentscheidungen von damals entschuldigt. Der frühere Weihbischof habe damals zwar den Dekan mit den Vorwürfen konfrontiert, heißt es von Seiten des Bistums. Dieser habe die Vorwürfe abgestritten. „Weitere Maßnahmen des Weihbischofs sind nicht bekannt.“
Zwei Jahre später zeigte der Betroffene den Dekan laut „Main-Post“ an und wandte sich erneut an das Bistum. Es wurden entsprechende kirchenrechtliche Schritte eingeleitet, die Polizei ermittelte. Der Geistliche brachte sich im November 2006 um, räumte aber zuvor die Tat gegenüber den Ermittlern ein, wie das Blatt berichtet. Das Bistum habe Anfang 2007 Akteneinsicht erhalten. Über das Geständnis des Dekans sei er jedoch vom Bistum nicht informiert worden, so der Mann gegenüber der Zeitung. Stattdessen werde er noch heute von Menschen als Schuldiger angesehen, der einen Priester zum Suizid getrieben habe. Der Mann sei vom Bistum und dessen Missbrauchsbeauftragten allein gelassen worden, kritisiert sein Anwalt, der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann.
Nach Bistumsangaben hat der damals verantwortliche Diözesanbischof Friedhelm Hofmann „für das gesamte Vorgehen im Umgang mit dem Betroffenen“ diesen um Entschuldigung gebeten.
Der Mann habe einen Antrag auf Anerkennungsleistungen gestellt. Das Bistum bestätigte zudem, dass sein unabhängiger Missbrauchsbeauftragter empfohlen habe, dafür den Ermessensspielraum auszuschöpfen. Die neue Ordnung sieht Zahlungen bis zu 50.000 Euro vor. „Außerdem ist zu erwarten, dass dieser Fall Gegenstand der Untersuchung der unabhängigen Aufarbeitungskommission ist.“
Helmut Bauer war von 1988 bis 2008 Weihbischof in Würzburg. In der Sedisvakanz von Juli 2003 bis September 2004 hatte er das Amt des Diözesanadministrators inne. Im Jahr 2010 hatte er sich für Schläge gegen Schüler in einem Bischöflichen Knabenseminar entschuldigt.