In der Corona-Pandemie ist die Mediensucht laut einer Studie bei Kindern und Jugendlichen stark gestiegen.
Hamburg/Berlin – In der Corona-Pandemie ist die Mediensucht laut einer Studie bei Kindern und Jugendlichen stark gestiegen. Aktuell nutzen 4,1 Prozent aller 10- bis 17-Jährigen in Deutschland Computerspiele krankhaft, wie es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie heißt. Hochgerechnet wären so demnach rund 220.000 Jungen und Mädchen betroffen, was im Vergleich zu 2019 einen Anstieg um 52 Prozent bedeutet.
Bei der Studie handelt es sich um eine gemeinsame Längsschnittuntersuchung der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Diese Studie fragte demnach in bundesweit 1.200 Familien mehrfach die digitale Mediennutzung von Kindern, Jugendlichen und Eltern ab: im September 2019, im April 2020, im November 2020 und im Mai 2021.
Laut Studie hängt der Anstieg der Mediensucht demnach eng mit längeren Nutzungszeiten zusammen. Beim Gaming betrage die durchschnittliche Spielzeit an einem Werktag jetzt 109 Minuten. Das seien 31 Prozent mehr als vor Corona. Während vor der Pandemie 2,7 Prozent der Befragten ein pathologisches Spielverhalten zeigten, sind es laut der Studie jetzt 4,1 Prozent. Jungen seien mit 3,2 Prozent deutlich häufiger betroffen als Mädchen mit 0,9 Prozent.
Der Studienleiter und Ärztliche Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters am UKE Hamburg, Rainer Thomasius, erklärte, der Anstieg der Mediensucht sei vor allem auf die wachsende Zahl pathologischer Nutzer unter Jungen zurückzuführen. Auffällig ist auch der Anteil der Betroffenen bei den 10- bis 14-Jährigen. Nach Einschätzung des Suchtexperten führt eine exzessive Mediennutzung oft zu Kontrollverlust mit weitreichenden Folgen. „Da persönliche, familiäre und schulische Ziele in den Hintergrund treten, werden alterstypische Entwicklungsaufgaben nicht angemessen gelöst“, so Thomasius. Ein Stillstand in der psychosozialen Reifung sei die Folge.
„Der Anstieg der Abhängigkeit bei Computerspielen von mehr als 50 Prozent ist alarmierend“, sagte der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. Die Gesundheitspolitik müsse die zunehmende Mediensucht bei jungen Menschen stärker in den Fokus nehmen, so Storm. Außerdem sei eine Präventionsoffensive, um die Medienkompetenz von Kindern und Eltern zu stärken.
kna
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