Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat sich im New Yorker Mount-Sinai-Krankenhaus einem Eingriff am Herzen unterzogen.
New York – Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat sich im New Yorker Mount-Sinai-Krankenhaus einem Eingriff am Herzen unterzogen. Laut Mitteilung der griechisch-orthodoxen Erzdiözese der USA wurde dem 81-jährigen Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie bei der Operation am Mittwochnachmittag (Ortszeit) ein Stent, also eine Gefäßstütze, eingesetzt. Der Eingriff sei erfolgreich gewesen, hieß es in der Mitteilung. Es sei zu erwarten, dass der Patriarch das Krankenhaus bereits am Donnerstag wieder verlassen könne.
Bartholomaios hält sich seit 23. Oktober in den Vereinigten Staaten auf. Er war bereits nach seinem Eintreffen in den USA wegen Übelkeitsbeschwerden zu einem Check-up im Krankenhaus. Damals wurden der lange Interkontinentalflug und das hohe Arbeitspensum des Patriarchen vor seiner Abreise als Begründungen genannt. Kurz vor seinem geplanten Rückflug nach Istanbul wurde er am Mittwoch erneut ins Krankenhaus gebracht.
Als Höhepunkt seiner USA-Reise hatte der Ökumenische Patriarch zuvor (Dienstag Ortszeit) bei einer liturgischen Feier die neue orthodoxe Nikolaus-Kirche am “Ground Zero” in New York eingeweiht. Er sprach dort von einem “historischen Tag für die Kirche und die griechische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten”. In den Tagen zuvor hatte er sich unter anderem mit US-Präsident Joe Biden, Außenminister Antony Blinken und der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, getroffen.
Die ursprüngliche kleine Kirche Sankt Nicholas war vor 20 Jahren beim Einsturz des World Trade Centers im Zuge der Terroranschläge vom 11. September 2001 von herabstürzenden Trümmerteilen begraben und stark beschädigt worden. Das neue Gotteshaus wurde nach Plänen des spanisch-schweizerischen Architekten Santiago Calatrava direkt neben dem 9/11-Memorial errichtet. Im zweiten Stockwerk des Kirchengebäudes entstand ein überkonfessioneller Trauerraum. Außen ist die Kirche weitgehend fertig, im Inneren werden die Arbeiten noch bis zum Frühjahr 2022 dauern. Mit der Errichtung der Kirche sei ein starker Kontrapunkt zu den “Werken der Dunkelheit und des Fanatismus” gesetzt worden, so der Patriarch. Die Kirche stehe für “Liebe, Hoffnung und Zuversicht”.
Bartholomaios I. ist der griechisch-orthodoxe Patriarch von Konstantinopel. Als Nachfolger des Apostels Andreas trägt er seit 1991 den Titel “Ökumenischer Patriarch”, der ihn zum Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie mit rund 300 Millionen Mitgliedern macht. Allerdings verfügt er mit dem Ehrenamt über keine Rechtsbefugnisse über die nationalen Kirchen.
Der 81-Jährige ist ein weltweit anerkannter Theologe und Ökumeniker. Sein Bemühen gilt der Einheit der Weltorthodoxie und dem Dialog mit anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Mehrmals besuchte der Patriarch den Vatikan. Der promovierte Kirchenrechtler, der sieben Sprachen spricht, gilt als vertrauenswürdiger Gesprächspartner für Islam und Judentum. Weltweite Anerkennung findet Bartholomaios I. für sein ökologisches Engagement, das ihm den Ehrennamen “Grüner Patriarch” einbrachte.
Die türkischen Behörden erkennen die gesamtorthodoxen Aufgaben des Patriarchates nicht an. Sie sehen in Bartholomaios I. lediglich den obersten Seelsorger der wenigen tausend in der Türkei verbliebenen griechisch-orthodoxen Christen. Während deren Zahl stetig sinkt, sind dem Patriarchat direkt rund 3,5 Millionen Kirchenmitglieder in Teilen von Griechenland sowie in der Diaspora in Nord- und Südamerika, Mittel- und Westeuropa und in Australien unterstellt.
Bartholomaios I. wurde am 29. Februar 1940 als Dimitrios Archondonis auf der türkischen Insel Imbros geboren. Er studierte an der Hochschule von Chalki und erhielt bei der Diakonenweihe den Namen des Apostels Bartholomäus. Zur weiteren Ausbildung ging er nach Rom, ins französische Bossey und nach München. Als Metropolit von Chalcedon wurde Bartholomaios I. 1990 ranghöchster Metropolit der Heiligen Synode und hatte den Vorsitz mehrerer Kommissionen, darunter für Kirchenrecht und Ökumene. 1991 wurde er zum Patriarchen gewählt.