Stromanbieter: Lichterrekord im Advent belastet Umwelt

19,5 Milliarden Lämpchen werden in der anstehenden Advents- und Weihnachtszeit einer Umfrage zufolge deutsche Privathaushalte erhellen. Das seien 700 Millionen mehr als 2020.
19,5 Milliarden Lämpchen werden in der anstehenden Advents- und Weihnachtszeit einer Umfrage zufolge deutsche Privathaushalte erhellen. Das seien 700 Millionen mehr als 2020 und somit so viele wie nie zuvor, teilte der Ökostromanbieter Lichtblick am Montag in Hamburg mit. Pro Haushalt würden im Schnitt sechs Lichterketten leuchten. Das Unternehmen bezog sich auf eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov mit 2.058 Befragten.

–Foto: Svetlana Bar/pixabay

Abgesagte Weihnachtsmärkte, weniger Gottesdienste im Kerzenglanz, Konzertbesuche mit Maske. Früher war mehr Lametta, so scheint es. Um so größer ist offenbar das Bedürfnis der Deutschen zu sein, sich die dunkle Jahreszeit durch festliche Beleuchtung aufzuhellen.

Pro Haushalt im Schnitt sechs Lichterketten

19,5 Milliarden Lämpchen werden in der anstehenden Advents- und Weihnachtszeit einer Umfrage zufolge deutsche Privathaushalte erhellen. Das seien 700 Millionen mehr als 2020 und somit so viele wie nie zuvor, teilte der Ökostromanbieter Lichtblick am Montag in Hamburg mit. Pro Haushalt würden im Schnitt sechs Lichterketten leuchten. Das Unternehmen bezog sich auf eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov mit 2.058 Befragten.

Ökologisch ist das – trotz vieler sparsamer LED-Lichter – eher nicht: Der weihnachtliche Glanz verbraucht dem Energieversorger zufolge 623 Millionen Kilowattstunden Strom im Wert von 196 Millionen Euro. Davon könnten 208.000 Haushalten ein Jahr lang versorgt werden. Der Anteil an sparsameren LED-Lämpchen sei leicht auf 77 Prozent zurückgegangen. Insgesamt erzeuge die Beleuchtung einen CO2-Ausstoß von 193.000 Tonnen – 6.000 Tonnen mehr als 2020.

Bedürfnis nach „Weihnachts-Normalität“

Viele Menschen hätten im vergangenen Jahr die Weihnachtsfeiertage nicht wie gewohnt mit Familie und Freunden verbringen können, erklärte Lichtblick-Sprecherin Anja Fricke. Umso größer sei dieses Jahr das Bedürfnis nach „Weihnachts-Normalität“ und der Wunsch, das eigene Zuhause gemütlich zu gestalten.

Festlich beleuchtete Tannen, riesige Schmuckbilder über den Fußgängerzonen: Auch viele Städte und Gemeinden wollen demonstrieren, dass auch im zweiten Corona-Jahr die Lichter nicht ausgehen – und damit auch Menschen in die Innenstädte und die Läden locken. Hannovers Kaufleute behaupten sogar, das „größte zusammenhängende Lichtkonzept der Welt“ anzubieten, wenn der Lichterglanz ab 22. November voll erstrahlt. Lübeck wirbt damit, dass die „Weihnachtsstadt des Nordens“ mit über 500.000 Lichtpunkten erstrahlen wird.

Dabei lässt sich Weihnachten kaum denken ohne den Kontrast von dunkler Nacht und dem Leuchten von Kerzen, Lichtern und Sternen. Mythen und Märchen machen deutlich: Die Nacht ist die dunkle Schwester des Tages, geheimnisvoll und mächtig.

Wechsel von Dunkelheit und Helligkeit

Auch in der Bibel spielt der Wechsel von Dunkelheit und Helligkeit eine besondere Rolle. Gott offenbart sich immer wieder in Dunkel und Chaos. Er kann die Finsternis erleuchten. Besonders in der Dunkelheit ist der Mensch empfänglich für die Stimme Gottes.

Jesus wird als Licht in der Nacht begrüßt: Die zunehmende Zahl der leuchtenden Kerzen am Adventskranz verkündet, dass das Licht in die Finsternis kommt, wie es im Johannes-Evangelium heißt. Im Weihnachtsevangelium nach Lukas gibt es nur einen kurzen Hinweis auf die Tageszeit der Geburt: „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten des Nachts ihre Herde“, heißt es da. Die Heiligen Drei Könige folgten dem hellen Stern, der sie zur Krippe leitete.

Nicht zufällig wird das Weihnachtsfest in der dunkelsten Zeit des Jahres gefeiert: An dunklen Wintertagen erwartet man sehnsüchtig die heller werdenden Tage. Das spiegelt sich auch im christlichen Liedgut wider: Vor allem die Liederdichter der Barockzeit haben den Morgenstern intensiv besungen. Angelus Silesius bezeichnet in seinem berühmten, gern Weihnachten gesungenen Lied „Morgenstern der finstern Nacht“ Jesus als Hoffnungslicht in der Dunkelheit. Auch Philipp Nicolai, der Autor von „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, hat diese Jesus-Licht-Mystik aufgenommen.

Von Christoph Arens (KNA)