Französischer Erzbischof: Papst ist auf unserer Seite

Frankreichs Bischofskonferenz sieht sich in ihrem Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche auf einer Linie mit Papst Franziskus.
Rom/Paris – Frankreichs Bischofskonferenz sieht sich in ihrem Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche auf einer Linie mit Papst Franziskus. "Wir können sagen - falls jemand Zweifel dran gehabt hätte -, dass wir die Unterstützung des Papstes haben", sagte der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, am Montagabend nach einem über einstündigen Gespräch des Präsidiums mit Franziskus. Dieser habe sie und alle engagierten Kirchenmitglieder in Frankreich aufgerufen, den Kampf gegen Missbrauch entschlossen weiterzuführen.

Foto: Diocèse de Paris/Julien Spiewak/wikimedia/CC BY-SA 3.0)

Frankreichs Bischofskonferenz sieht sich in ihrem Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche auf einer Linie mit Papst Franziskus. “Wir können sagen – falls jemand Zweifel dran gehabt hätte -, dass wir die Unterstützung des Papstes haben”, sagte der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, am Montagabend nach einem über einstündigen Gespräch des Präsidiums mit Franziskus. Dieser habe sie und alle engagierten Kirchenmitglieder in Frankreich aufgerufen, den Kampf gegen Missbrauch entschlossen weiterzuführen.

Der Papst sei auch nach wie vor bereit, Frankreichs unabhängige Untersuchungskommission zu Missbrauch (Ciase) im Vatikan zu empfangen; es müsse aber ein neuer Termin gefunden werden. Über die jüngste Intervention von acht Mitgliedern der Katholischen Akademie Frankreichs mit scharfer Kritik am Abschlussbericht der Ciase habe man mit Franziskus nicht gesprochen, so de Moulins-Beaufort im Anschluss vor Journalisten. Man habe ihm aber sowohl die Motivation der Bischöfe als auch das Vorgehen der Kommission erläutern können. Gelesen habe der Papst den auf Französisch verfassten Bericht nicht; man habe ihm aber eine Zusammenfassung überreicht.

Der Ciase-Bericht hatte Anfang Oktober eine Schockwelle durch das Land und durch die Weltkirche gesendet. Papst Franziskus sprach von “Scham” und “Schande”. Auf bis zu 330.000 Opfer schätzt die Kommission die Zahl minderjähriger Opfer sexueller Übergriffe durch Priester, Ordensleute und Mitarbeiter der katholischen Kirche in Frankreich seit 1950. Die Zahl läge damit um ein Vielfaches höher als die in vergleichbaren europäischen Ländern ermittelten. Bei den französischen Zahlen handelt es sich allerdings nicht um aktenkundige Verdachtsfälle, sondern um “Hochrechnungen auf sexualwissenschaftlicher Basis”.

Die acht Akadiemitglieder, darunter auch ihr Präsident Hugues Portelli, hatten ihre methodische und theologische Kritik mit einem scharfen Begleitschreiben auch direkt an Papst Franziskus gesandt. Zahlreiche Akademiemitglieder, darunter auch der Episkopatsvorsitzende de Moulins-Beaufort, traten aus Protest gegen das Vorgehen ihrer Kollegen aus. Gegründet worden war die Akademie 2008 nach dem Besuch von Papst Benedikt XVI. in Paris. Sie soll den Dialog unter den katholischen Intellektuellen fördern und für eine bessere Sichtbarkeit des Christentums in der gesellschaftlichen Ideendebatte sorgen.

Der ursprünglich für 9. Dezember geplante Vatikan-Besuch der Ciase-Kommission war Ende November aus Termingründen auf unbekannte Zeit verschoben worden. Aus dem Vatikan hieß es, der Kalender des Papstes müsse nach dessen Griechenland-Reise (2. bis 6. Dezember) neu justiert werden. Allerdings empfing der Papst am 9. dennoch sechs andere Personen oder Gruppen in Audienz. Kritiker des Ciase-Berichts mutmaßten einen Zusammenhang mit dem Schreiben der Akademie an Franziskus.

Eine vatikanische Quelle verriet der Zeitung “La Croix” damals, Kritik an den Zahlen der Kommission sei “bis in die Spitze der Kirche sehr stark”. An der Kurie sei man “noch weit davon entfernt, den Willen der französischen Bischöfe zu verstehen, einen solchen Bericht einem unabhängigen Gremium anzuvertrauen”, inklusive Handlungsempfehlungen. Daher sei es wichtig, dass die Kommission selbst komme und ihre Arbeit dem Papst vorstelle.

Der Kommissionsvorsitzende Jean-Marc Sauve, ein früherer Richter und ebenfalls Mitglied der Katholischen Akademie, hatte die Kritik zurückgewiesen. Im Interview mit “La Croix” Ende November sagte er, nichts in dem neuen Dokument stelle die Analyse seiner Kommission in Frage. Die Angriffe seien “unausgegoren und übertrieben” und kämen aus traditionalistischen Kreisen, so Sauve. Er arbeite mit seinen Kollegen bereits an einer umfassenden Widerlegung.

Von Alexander Brüggemann (KNA)