Kirchen dringen auf menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen

Kirchliche und gesellschaftspolitische Akteure haben bei einer Tagung einen menschenwürdigen Umgang für Migranten und Flüchtlinge gefordert.
Kirchliche und gesellschaftspolitische Akteure haben bei einer Tagung einen menschenwürdigen Umgang für Migranten und Flüchtlinge gefordert. Insbesondere bei Migrationsdebatten brauche es einen "krisenfesten ethischen Kompass", sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße am Donnerstag bei der digitalen Veranstaltung zum neuen Migrationswort der Kirchen. Bei Fragen von Flucht und Migration gebe es eine große Versuchung, "den Nächsten gering zu schätzen und seine Bedürfnisse auszublenden", sagte er am Donnerstag bei einer digitalen Veranstaltung. "Wir erleben das gerade auf sehr bedrückende Art und Weise an den Außengrenzen im Osten der EU."

Hamburgs Erzbischof Dr. Stefan Heße (Foto: © Deutsche Bischofskonferenz/Jörn Neumann)

Kirchliche und gesellschaftspolitische Akteure haben bei einer Tagung einen menschenwürdigen Umgang für Migranten und Flüchtlinge gefordert. Insbesondere bei Migrationsdebatten brauche es einen „krisenfesten ethischen Kompass“, sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße am Donnerstag bei der digitalen Veranstaltung zum neuen Migrationswort der Kirchen. Bei Fragen von Flucht und Migration gebe es eine große Versuchung, „den Nächsten gering zu schätzen und seine Bedürfnisse auszublenden“, sagte er am Donnerstag bei einer digitalen Veranstaltung. „Wir erleben das gerade auf sehr bedrückende Art und Weise an den Außengrenzen im Osten der EU.“

Die Werte, aufgrund derer die Würde von Schutzsuchenden verteidigt werde, dürften „keine Schönwetterveranstaltung“ sein, erklärte der Erzbischof, der auch Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Vielmehr müssten sich diese Werte in der Realität „als lebbar und lebensnotwendig“ erweisen.

Mit ihrem im Oktober präsentierten „Gemeinsamen Wort“ unter dem Titel „Migration menschenwürdig gestalten“ wollen die beiden großen Kirchen in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen den Entwicklungen in dem Bereich Rechnung tragen. Mit Blick auf das Papier erklärte Heße, dass sich „niemals“ legitimieren lasse, wenn die Menschenwürde missachtet und Schutz angesichts von Gefahren für Leib und Seele verweigert werde. „Grundlegende menschenrechtliche Standards sind im Zweifelsfall höher zu gewichten als andere Güter.“

Auf die Bedeutung der Menschenrechte verwies auch die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Beate Rudolf. Sie seien eine verbindliche Orientierung für die Rechtssetzung sowie die Politik. Es brauche ernsthafte gesellschaftliche Diskussionen, wenn es um die Einschränkung von Menschenrechten und deren Verhältnismäßigkeit gehe. Die Untergrenze bilde dabei immer die Menschenwürde.

Es könne und müsse darüber gestritten werden, wie humanitäre Flüchtlingspolitik konkret gestaltet werden soll, sagte der ehemalige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. „Und solche Debatten über kontroverse Positionen können meiner Meinung nach letztlich den gesellschaftlichen Zusammenhalt mehr fördern als der Verweis auf vermeintliche Alternativlosigkeiten.“

Dahingehend äußerte sich auch der migrationspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci. „Wenn es um Zusammenhalt geht, dann rede ich lieber von Zusammenleben, was eben eingeübt werden muss“, sagte er. Es sei Aufgabe der Politik, dieses Zusammenleben zu gestalten. Auch müssten Menschen, die neu in Deutschland ankommen, besser begleitet werden. Das Migrationswort der Kirchen bezeichnete er als „sehr gelungen“.

Von Annika Schmitz (KNA)