Die katholischen Bischöfe haben am Montag die Aktion #OutInChurch begrüßt.
Würzburg – Die katholischen Bischöfe haben am Montag die Aktion „#OutInChurch“ begrüßt. Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz erklärte der Aachener Bischof Helmut Dieser, die Initiative sei ein Zeichen dafür, dass man daran arbeite, ein Klima der Angstfreiheit in der Kirche entstehen zu lassen. „Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet oder kriminalisiert werden“, so Dieser am Rande der Sitzung des Ständigen Rats der Bischöfe in Würzburg. Der Bischof ist Vorsitzender des Forums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ beim Synodalen Weg.
Im Rahmen der Reformdebatte lerne man, tiefer zu begreifen, „dass eben die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität Teil der Person ist. Und wir haben ein Menschenbild, das uns sagt, dass die Person unbedingt von Gott geliebt ist.“ In dieser Grundlegung gehe der Synodale Weg neu an die Themen der sexuellen Orientierung, der Identität, aber auch des Gelingens von Sexualität heran, so Dieser. Er sei überzeugt, dass bei der Reformdebatte, insbesondere in dem von ihm mit geleiteten Forum, der Raum sei, um in konstruktiver Weise dem Anliegen der Angstfreiheit zu entsprechen.
Im Rahmen der Initiative „#OutInChurch“ sowie einer Fernsehdokumentation outeten sich 125 Menschen in der katholischen Kirche. Viele von ihnen sind haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche tätig und zugleich Teil der queeren Community. Die Initiative fordert unter anderem, das kirchliche Arbeitsrecht so zu ändern, „dass ein Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität“ nicht zur Kündigung führe. Die Dokumentation war am Montagabend in der ARD zu sehen und ist in der Mediathek abrufbar.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode betonte, die Zeugnisse der Kampagne mahnten eine „längst überfällige Debatte“ an: Es brauche dringend „für alle Seiten verlässliche Lösungen“ bezüglich des Arbeitsrechts. Einzelfall-Lösungen, die in seinem Bistum „sensibel und nach Kräften“ gesucht würden, trügen ihrerseits auch zu Unsicherheiten bei. Diese Thematik werde bei der dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs Anfang Februar aufgegriffen, so Bode.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße erklärte: „Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein“. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sagte der „Bild“-Zeitung (Montag), Liebe in partnerschaftlicher Verantwortung sei „eine Frage des Respekts, der gegenseitigen Achtung und der tiefen inneren Gefühle und Empfindungen“. Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers twitterte: „Wir alle sind Geschöpfe Gottes. Und die Kirche muss jedem Menschen Heimat bieten. Dafür will ich mich einsetzen.“
Unterdessen sagte der Arbeitsrechtler Hermann Reichold der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag), die Grundordnung des kirchlichen Arbeitsrechts könne „in dieser Form keinen Bestand haben“. Weltliche Gerichte würden „immer kritischer“, kirchliche Arbeitgeber würden künftig eine wachsende Zahl von Prozessen verlieren. Geplant sei die Vorlage eines reformierten Arbeitsrechts noch für dieses Jahr, sagte Reichold, der den Verband der Diözesen Deutschlands bei dieser Reform berät. „Die bisherige Verurteilung von Homosexualität wird aller Voraussicht nach bei der Reform des Arbeitsrechts wegfallen. Man wird dann wahrscheinlich einfach darüber hinweggehen.“