Der Jesuit Klaus Mertes hat erneut eine staatliche Beteiligung bei der Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche gefordert.
Berlin – Der JesuitJesuit Klaus Mertes hat erneut eine staatliche Beteiligung bei der Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche gefordert. Das System könne sich nicht allein selbst reformieren, es brauche Unterstützung von außen, sagte Mertes am Donnerstagabend. In diesem Zusammenhang übte er auch Kritik an der von der katholischen Kirche und vom Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung unterzeichneten „Gemeinsamen Erklärung“. Derzeit sei die Aufarbeitung nicht wirklich unabhängig. Die Kirche müsse endlich „die Kontrolle loslassen“, so Mertes.
Der Sprecher des Eckigen Tisches, Matthias Katsch, der am Erarbeiten der Gemeinsamen Erklärung mitgewirkt hatte, betonte, die Erklärung sei „der kleinste gemeinsame Nenner“ gewesen. Eine Ursache liege in dem Verhältnis von Kirche und Staat in Deutschland. Diese besondere Nähe mache es anders als in vielen Ländern schwierig, eine Unabhängigkeit von außen zu erreichen.
Mertes und Katsch äußerten sich bei einer Veranstaltung des Instituts für Prävention und Aufarbeitung (ipa) in Grafschaft-Lantershofen im Bistum Trier. Mertes und Katsch haben großen Anteil daran, dass vor zwölf Jahren der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche publik wurde. Sie wurden für ihr Engagement und ihre Verdienste im vergangenen Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Die Bischofskonferenz und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hatten sich vor eineinhalb Jahren auf die Gemeinsame Erklärung verständigt und sie unterzeichnet. Dort wird den Bistümern ein einheitlicher Rahmen für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt vorgelegt. In fast allen Bistümern sind inzwischen Aufarbeitungskommissionen sowie Betroffenenräte eingerichtet.#