Klöckner traut Reaktionen auf Coming-out in Kirche nicht

Der Essener Musikprofessor und frühere Diakon Stefan Klöckner zeigt sich positiv überrascht über die Coming-out-Aktion von 125 Mitarbeitenden der katholischen Kirche.
Der Essener Musikprofessor und frühere Diakon Stefan Klöckner zeigt sich positiv überrascht über die Coming-out-Aktion von 125 Mitarbeitenden der katholischen Kirche. Die zustimmenden Rückmeldungen der Bischöfe und Generalvikare deutscher Diözesen seien aber "zu schön, um wahr zu sein", schreibt er als "Betroffener" in einem Gastbeitrag für die Online-Ausgabe der Zeitschrift "Publik-Forum" (Dienstag). "Ich bin ehrlich: Ich traue dem momentanen Frühling nicht!". Klöckner war von 1997 bis 2016 als Ständiger Diakon tätig, bis er seinen Lebensgefährten heiratete und deswegen den kirchlichen Dienst beenden musste.

Stefan Klöckner –Foto: Dominik Schneider

Essen – Der Essener Musikprofessor und frühere Diakon Stefan Klöckner zeigt sich positiv überrascht über die Coming-out-Aktion #OutInChurch von 125 Mitarbeitenden der katholischen Kirche. Die zustimmenden Rückmeldungen der Bischöfe und Generalvikare deutscher Diözesen seien aber „zu schön, um wahr zu sein“, schreibt er als „Betroffener“ in einem Gastbeitrag für die Online-Ausgabe der Zeitschrift Publik-Forum (Dienstag). „Ich bin ehrlich: Ich traue dem momentanen Frühling nicht!“. Klöckner war von 1997 bis 2016 als Ständiger Diakon tätig, bis er seinen Lebensgefährten heiratete und deswegen den kirchlichen Dienst beenden musste.

Er bekundete die Sorge, dass jetzt schon in der Bischofskonferenz Sperrminoritäten organisiert würden, um die Impulse von #outinchurch zu blockieren. Die Gefahr, dass reformbereite Oberhirten schulterzuckend resignierten und zum römisch-katholischen Routinegeschäft zurückkehrten, sei nicht unrealistisch, so Klöckner. Unter denen, die heute das Coming-out so lautstark lobten, seien nicht wenige, die noch vor wenigen Jahren die Homosexualität in den Medien als „schwere Sünde“ und „indiskutabel“ bezeichnet hätten und keinen Millimeter von der offiziellen katholischen Lehre abgewichen seien. „Und warum ist unter den 125 Mutigen so mancher Diakon und so mancher Priester mit offenem Visier – aber kein einziger Bischof?“, fragt der Theologe. „Macht die Homosexualität etwa vor dem Weihegrad zum Episcopus Halt?“

Vergangene Woche hatten sich 125 Priester, Ordensleute und andere Mitarbeitende der katholischen Kirche im Rahmen der Initiative #OutInChurch als queer geoutet. Queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell sind, sowie für jene Personen, deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Vorstellungen übereinstimmt. Unter ihnen stellen Personen mit homosexueller Orientierung die größte Gruppe dar.

kna