Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. äußert sich bekümmert über den Krieg Russlands in der Ukraine. Er nehme das durch dieses Ereignis verursachte Leid „mit tiefem Schmerz wahr“.
Moskau – Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. äußert sich bekümmert über den Krieg Russlands in der Ukraine. Er nehme das durch dieses Ereignis verursachte Leid „mit tiefem Schmerz wahr“, sagte er am Donnerstag in einer Ansprache, die auf der Website des Patriarchats dokumentiert ist. Weiter heißt es: „Als Patriarch von ganz Russland und Primas der Kirche, dessen Herde sich in Russland, der Ukraine und anderen Ländern befindet, empfinde ich tiefes Mitgefühl mit allen, die von dem Unglück betroffen sind.“
Der Patriarch fordere die Konfliktparteien auf, „alles zu tun, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden“. Alle Geistlichen und Laien sollten den Betroffenen, „einschließlich Flüchtlingen, Obdachlosen und Menschen ohne Lebensunterhalt, jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen“.
Der Moskauer Patriarch erinnerte daran, dass das russische und das ukrainische Volk „eine jahrhundertealte Geschichte verbindet, die auf die Taufe Russlands durch den heiligen Fürsten Wladimir“ von Kiew zurückgehe. Er hoffe, dass diese „von Gott geschenkte Gemeinschaft“ dazu beitragen werde, jene „Spaltungen und Widersprüche zu überwinden, die zu dem gegenwärtigen Konflikt geführt“ hätten.
Patriarch sorgt für Irritation
Die gesamte russisch-orthodoxe Kirche solle „inständig“ für eine baldige Wiederherstellung des Friedens beten. Gott möge „das russische, das ukrainische und andere Völker beschützen, die durch unsere Kirche geistig vereint“ seien, so Kyrill I.
Die russisch-orthodoxe Kirchenführung hatte bislang weitgehend zur Eskalation der Lage an der ukrainisch-russischen Grenze geschwiegen. Für Irritation sorgte dann am Mittwoch eine Äußerung Kyrills I., als er dem „lieben Wladimir Wladimirowitsch“ zum „Tag der Verteidiger des Vaterlandes“ am 23. Februar ausführlich gratulierte. Die Ukraine erwähnte er dabei nicht, doch er lobte herzlich jene, „die einen verantwortungsvollen Militärdienst leisten, über die Grenzen ihres Heimatlandes wachen und sich um die Stärkung seiner Verteidigungsfähigkeit und nationalen Sicherheit kümmern“.
Moskaufreundliche Kirche an Putin: Beenden Sie den Bruderkrieg
Die russlandfreundliche ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats hat von Kreml-Chef Wladimir Putin einen sofortigen Stopp des „Bruderkrieges“ gefordert. „Das ukrainische und das russische Volk sind aus dem Taufbecken des Dnjepr hervorgegangen, und der Krieg zwischen diesen Völkern ist eine Wiederholung der Sünde Kains, der seinen eigenen Bruder aus Neid erschlug“, erklärte das Kirchenoberhaupt Metropolit Onufri am Donnerstag in Kiew.
Für einen solchen Krieg gebe es keine Entschuldigung, weder vor Gott noch vor den Menschen, fügte er hinzu. In dieser tragischen Zeit wolle er „seine besondere Liebe und Unterstützung für unsere Soldaten“ ausdrücken. Diese beschützten die Ukraine und ihr Volk. Gott möge die ukrainischen Soldaten segnen.
Rund 60 Prozent der mehr als 41 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“.