Nach zwei Tagen Fahrzeit und rund 1660 Kilometern haben sieben Fahrerinnen und Fahrer aus dem Bistum Essen am Dienstagmorgen Caritas-Hilfsgüter in einer Kirchengemeinde an der rumänisch-ukrainischen Grenze abgegeben. Auf dem Rückweg bringen sie derzeit vier Mütter mit ihren insgesamt acht Kindern nach Deutschland.
Nach zwei Tagen Fahrzeit und rund 1660 Kilometern haben sieben Fahrerinnen und Fahrer aus dem Bistum Essen am Dienstagmorgen Caritas-Hilfsgüter in einer Kirchengemeinde an der rumänisch-ukrainischen Grenze abgegeben. Auf dem Rückweg bringen sie derzeit vier Mütter mit ihren insgesamt acht Kindern nach Deutschland. Es sei ziemlich ruhig im Bus, meldet Pastoralreferent Michael Diek am späten Dienstagvormittag, „mucksmäuschen still, eine ganz besondere Atmosphäre“. Nachdem sie seit Sonntagfrüh mit zwei Kleinbussen und einem 7,5-Tonner zwei Tage lang mit Hilfsgütern aus dem Ruhrgebiet nach Sighetu Marmatiei an der ukrainisch-rumänische Grenze unterwegs waren, geht es jetzt wieder zurück nach Westen.
Und wo 48 Stunden lang Schlafsäcke, Decken, Kissen, Isomatten und Powerbanks gestapelt waren, sitzen nun zwei Frauen und ihre vier Kinder, zwischen zwei und 17 Jahren alt. Zwei Familien aus der Ukraine ohne ihre Väter und Männer, die aus Angst vor dem Krieg erst in die Südwestecke ihres Heimatlandes und dort über den Fluss Theis ins sichere Rumänien geflohen sind. Jetzt haben sie die Chance ergriffen, mit den leeren Kleinbussen gleich weiter nach Deutschland zu reisen.
Zwischenstopp für Hilfskonvoi im Kloster Heiligenkreuz
Auch im zweiten Bus des kleinen Konvois der Essener Caritas sitzen zwei Familien. Ziemlich viel Bewegung für unvollständige Familien, für die bis vor zwei Wochen das Leben vermutlich noch einigermaßen stabil verlaufen ist. Da ist erstmal wenig Bedarf für Kommunikation, zumindest nicht mit den beiden freundlichen aber fremden Männern vorne am Steuer. So können Michael Diek und sein Mitfahrer und Bochumer Nachbar Ulrich Kräling Kilometer machen, um von den rumänischen Landstraßen möglichst schnell wieder auf die Autobahn nach Ungarn und irgendwann abends zum Zwischenstopp ins Nachtquartier im Stift Heiligenkreuz bei Wien zu kommen.
Die österreichische Mutterabtei des Zisterzienserklosters in Bochum-Stiepel, etwa auf halbem Weg zwischen Essen und Sighetu Marmatiei, war bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag Zwischenstation für die sieben Fahrerinnen und Fahrer aus dem Ruhrgebiet: Clemens Bauckhage, Zoe Baumgarter und Dominik Carras von den Maltesern im Bistum Essen, die beiden Pfadfinder Vera Sadowski aus Bottrop und Sebastian Ritter Duisburg aus dem Diözesanvorstand der DPSG und Ulrich Kräling und Michael Diek aus Bochum. Je zwei Paletten Mund-Nase-Masken und Medizinprodukten, acht Paletten mit Kissen und Decken, 379 Schlafsäcke, 271 Isomatten und 200 Powerbanks zur Überbrückung der Stromversorgung von Handys hatten sie da noch im Gepäck
Ausnahmsweise hatte die Essener Caritas vergangene Woche zu Sachspenden aufgerufen, nachdem sie über die rumänische Caritas von dem Bedarf in der strukturschwachen Grenzregion im Norden Rumäniens erfahren hatte. Hat bei der humanitären Hilfe – schon wegen der aufwändigen Logistik – sonst in der Regel Geld Vorrang vor Sachspenden, weil Nahrung, Kleidung & Co. auch in Rumänien, aber erst recht in Ungarn, Polen oder der Slowakei vor Ort problemlos zu beschaffen sind, helfen gerade jetzt in den ersten Tagen der neuen Flüchtlingswelle auch die gespendeten Hilfsgüter aus dem Bistum Essen.
Hilfsgüter werden auch in die Ukraine gebracht
„Heute morgen haben wir unsere Sachen in einem großen Saal unter dem Gottesdienstraum der griechisch-katholischen Kirche verstaut“, berichtet Michael Diek, der als Pastoralreferent der Essener Pfarrei St. Gertrud den Bus der Innenstadtgemeinde nach Rumänien gesteuert hat. Pfarrer Vasile Florea zeigt den Helfern aus Deutschland nicht nur, wo was gelagert werden soll, sondern übersetzt auch zwischen deutsch und rumänisch. Ein Teil der Hilfsgüter werde für die ankommenden Menschen aus Rumänien benötigt, berichtet er.
Zwei Straßen weiter hat die rumänische Regierung in einem Kloster eines von landesweit vier Auffangzentren eingerichtet, von wo aus die Geflüchteten entweder innerhalb Rumäniens oder in andere EU-Länder weiter verteilt werden. Ein anderer Teil der gespendeten Gegenstände werde aber mit Hilfe der örtlichen Caritas auch in die Ukraine gebracht und dann dort weiterverteilt, berichtet Pfarrer Florea.
Am Donnerstag startet nächster Transport
Mit seiner Hilfe und den örtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der rumänischen Caritas melden sich im Aufnahmezentren im Kloster vier Mütter mit ihren Kindern für den Transfer nach Deutschland. Einige kommen mit nach Bochum, wo das Land NRW eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete betreibt, andere fahren bis Manching bei Ingolstadt mit und möchten dann von dort weiterreisen. Da sich Ukrainerinnen und Ukrainer nach ihrer Einreise in die EU zunächst 90 Tage ohne ein Visum aufhalten können, möchten nicht alle nach dem Grenzübertritt gleich weiterreisen. Diek hat beobachtet, dass manche zunächst lieber noch in Grenznähe bleiben möchten und hoffen, dass sich die Situation in ihrer Heimat vielleicht in einigen Wochen entspannt.
Aus dem Ruhrbistum wird schon am Donnerstag ein nächster Transport zum Grenzort Sighetu Marmatie aufbrechen. Im Caritaslager in Essen gibt es noch einmal ähnlich viele Schlafsäcke, Decken und Medizinprodukte wie bei der ersten Tour. Weitere Sachspenden benötigt die Essener Caritas deshalb nicht. Stattdessen bittet sie um Geldspenden, um die Transporte und die weiteren Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine im Grenzgebiet und im Ruhrgebiet finanzieren zu können: Caritasverband für die Stadt Essen e.V. IBAN DE17 3606 0295 0000 0055 50.