Papstmesse auf dem Petersplatz zu Ostern

Pünktlich zum Fest der Auferstehung Jesu erwacht Rom aus dem zweijährigen Corona-Schlaf. Touristen und Pilger erobern in Scharen die Ewige Stadt. Auch der Vatikan schließt sich der „neuen“ Normalität an.
Pünktlich zum Fest der Auferstehung Jesu erwacht Rom aus dem zweijährigen Corona-Schlaf. Touristen und Pilger erobern in Scharen die Ewige Stadt. Auch der Vatikan schließt sich der

Symbolfoto: Kai Pilger/Pixabay

Frühjahrsputz auf dem Petersplatz: Kurz vor Ostern wird geschrubbt, geschoben und gebaut. Alles soll glänzen, wenn nach über zwei Jahren Pilger in größeren Zahlen zurückkommen. Erstmals seit Herbst 2019 wird zum Palmsonntag wieder eine Papstmesse auf dem Petersplatz gefeiert, auch der Ostergottesdienst findet dort statt.

Bis dahin herrscht rege Geschäftigkeit vor dem Petersdom: Ein Traktor steht dort, wo der Papst die Messe leiten soll. Weitere solcher Gefährte ziehen die schweren, beigen Absperrungen an ihre Position, damit Franziskus wohl bald wieder seine Runden im Papamobil drehen kann. Über Leitern klettern Männer in die großen Brunnen, um sie vor der Heiligen Woche von Schmutz und Moos zu befreien. Überall dazwischen wuseln Touristen und Schulklassen, suchen den kürzesten Weg durch das Labyrinth aus Absperrungen.

Kurz vor Ostern ist frühere Normalität nach Italien zurückgekehrt. Papst Franziskus darf endlich wieder das tun, was er am liebsten macht: unter Menschen gehen. Zuletzt war das in kleinem Rahmen zwar möglich – etwa bei den Generalaudienzen in der vatikanischen Audienzhalle – zigtausend Menschen auf dem Petersplatz waren aber nur noch eine trübe Erinnerung. Mitte Oktober 2019 feierte Franziskus dort die letzte Messe, anlässlich mehrerer Heiligsprechungen, etwa von Kardinal John Henry Newman. Die letzte Generalaudienz fand dort Ende Februar 2020 statt.

Nun geht es also wieder an die frische Luft: Neben der Messe an Palmsonntag auf dem Petersplatz, wird Franziskus auch den Karfreitag nicht mehr nahezu alleine verbringen. Nach der Corona-Zwangspause wird das erleuchtete Kolosseum wieder stimmungsvoller Hintergrund des traditionellen Kreuzwegs mit dem Papst. Meditationen und Gebete für die Andacht bereiten dieses Jahr mehrere katholische Familien vor. Die Andacht beginnt nach Einbruch der Dunkelheit, um 21.15 Uhr. Für die Teilnahme braucht es keine Anmeldung; wie viele kommen, muss sich zeigen.

Im Petersdom wird Franziskus die Chrisammesse an Gründonnerstag feiern, genauso wie die Osternacht. Noch offen ist der Ort für den Gottesdienst zur Erinnerung an das Letzte Abendmahl Jesu. Vor der Pandemie besuchte der Papst zu diesem Anlass soziale Einrichtungen oder Haftanstalten, wusch Flüchtlingen und Häftlingen die Füße.

Das „Bedankt voor de bloemen“ am Ostersonntag wird es trotz Absage der langjährigen niederländischen Blumenlieferanten wohl doch geben. Nachdem diese im Januar nach 35 Jahren verkündeten, keine Sponsoren mehr für die Blütenpracht auf dem österlichen Petersplatz zu finden, wurde eine Gruppe Niederländer aktiv, hieß es am Freitag. Sie planen ein „spektakuläres Blumenmeer“ in den Farben Lila, Rosa und Weiß mit gelben Akzenten. Schon jetzt begrünt Rollrasen die Stufen vor dem Petersdom und Bäumchen warten am Fuß der Treppe auf ihren Einsatz. Der Balkon für den Papstsegen „Urbi et orbi“ wird traditionell erst am Morgen des Ostersonntag geschmückt. Im Anschluss an die Ostermesse wird Franziskus von dort „die Stadt und den Erdkreis“ segnen.

Ein Programm für die Kar- und Ostertage also, das an die Zeit vor der Pandemie erinnert. Dazu passen die gelockerten Corona-Schutzmaßnahmen in Italien. In der Außengastronomie und in öffentlichen Verkehrsmitteln sind keine Impfnachweise mehr erforderlich. Bei Open-Air-Veranstaltungen gilt nun 3G sowie FFP2-Maskenpflicht. Der Vatikanhatte sich bisher an den italienischen Regeln orientiert, war mitunter strikter. Was für Oster-Pilger gelten wird, wurde noch nicht veröffentlicht.

Karten für die Ostermesse auf dem Petersplatz werde es vermutlich noch bis Montag geben, so der Leiter des deutschen Pilgerbüros in Rom, Werner Demmel. Er und seine Mitarbeiter kümmern sich um die Anliegen deutscher Pilger in Rom – von grundsätzlichen Fragen zum Aufenthalt bis zu Kartenbestellungen für Audienzen und Messen mit dem Papst auf dem Petersplatz. Auch sie beobachten einen deutlichen Anstieg der Touristenzahlen; seit Anfang April haben sie ihre Bürozeiten ausgeweitet. Bei Kartenbestellungen sei es mittlerweile schwer hinterherzukommen, erzählt Demmel. Verirrten sich in Pandemiezeiten pro Tag vielleicht zwei Menschen in ihr Büro gegenüber der Engelsburg, geben sich die Touristen nun wieder die Klinke in die Hand. Die Stimmung unter den Pilgern sei gut. „Wir freuen uns, dass es endlich wieder losgeht“, so Demmel.

Eine Rückkehr zur Normalität bedeutet aber auch: Volle Busse und Schlange stehen vor dem Petersdom. Noch Anfang Februar war es möglich, einfach in den Basilika durchzugehen. Nun kann es bis zu einer Stunde dauern, bis an der Sicherheitskontrolle der Rucksack auf gefährliche Gegenstände untersucht wird. Die Wartezeit kann aber für Einkäufe genutzt werden: fliegende Händler sind ebenfalls zurück und bieten allerlei Zubehör für den modernen Pilger.

Gestärkt mit einer neonfarbenen Powerbank fürs Smartphone kann dann auch mit den Fotos im Petersdom nichts mehr schiefgehen. Auf den Kauf eines Schirms hingegen kann getrost verzichtet werden. Von Gründonnerstag bis Ostermontag wird es laut Vorhersage warm und trocken.

Von Severina Bartonitschek (KNA)