Kretschmann: Ohne starke Kirchen wird die Gesellschaft schwächer

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht in der Krise der Kirchen eine große Gefahr für die gesamte Gesellschaft. Der enorme Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit schmerze ihn als Katholik und als Politiker.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht in der Krise der Kirchen eine große Gefahr für die gesamte Gesellschaft. Der enorme Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit schmerze ihn als Katholik und als Politiker.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann / Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

„Ohne starke Kirchen würde unsere Gesellschaft sehr viel schwächer“, fügte er hinzu. Deutschland ginge unglaublich viel verloren ohne die Beiträge der Kirchen für die Suche nach Sinn, ohne ihren sozialen Einsatz für die Menschen am Rand und ohne ihre kulturellen Beiträge. Kretschmann ergänzte, auch mit ihrem Einsatz für Nächstenliebe, Frieden, Freiheit und Bewahrung der Schöpfung leisteten die Kirchen einen unverzichtbaren Dienst.

Stimme der Kirchen wichtig für Gesellschaft

Der Ministerpräsident, der viele Jahre selbst dem ZdK als höchstem repräsentativen Gremium des deutschen Laien-Katholizismus angehörte, ging dabei auch auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein. Dieser habe neben allem Schrecken und Leid auch neue Fragen aufgeworfen, nicht zuletzt zur Rolle der Kirchen und Religionen oder zur christlichen Friedensethik. Und gerade hier, wo es „ans Eingemachte“ gehe, brauche es die Stimme der Kirchen in der Gesellschaft.

Zur Kirchenkrise ergänzte Kretschmann, ihn schmerze sie umso mehr, da sie auch das ZdK und andere Katholiken treffe, die sich zum Teil seit Jahrzehnten „für dringend notwendige Reformen stark machen – mit den Bischöfen und auch schon mal gegen den einen oder anderen“. Umso wichtiger sei es jetzt, dass „endlich“ alle gemeinsam nach vorne gingen. Denn bei den zum Teil seit Jahrzehnten drängenden Themen wie mehr Beteiligung von Frauen und Laien gehe es immer noch viel zu langsam voran.

Er freue sich sehr auf den am Mittwoch beginnenden Katholikentag, betonte der Politiker zum Abschluss. Und er sei froh, dass es dabei nicht nur um die innerkirchlichen Debatten gehe, sondern auch um die drängenden gesellschaftlichen Themen wie Frieden, soziale Gerechtigkeit oder Klimaschutz.

Unter großem Applaus ergänzte Kretschmann, er freue sich ganz besonders darauf, in einer Veranstaltung die Bibel auslegen zu dürfen. Damit könne er wieder einmal am „allgemeinen Priestertum aller Gläubigen“ teilhaben, „denn der der Wunsch aus Kindheit und Jugend, Priester zu werden, hat sich ja nicht erfüllt“.