Über 359.000 Katholiken kehrten Kirche den Rücken

Im vergangenen Jahr kehrten deutschlandweit über 359.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken. 
Im vergangenen Jahr kehrten deutschlandweit über 359.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken.

Bischof Dr. Georg Bätzing. FOTO: SYNODALER WEG / MAXIMILIAN VON LACHNER

Bonn. Im vergangenen Jahr kehrten deutschlandweit über 359.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2019 deutlich übertroffen, als knapp 273.000 Katholiken austraten. Das geht aus der am Montag veröffentlichten Jahrestatistik der Deutschen Bischofskonferenz hervor. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik gehört damit weniger als die Hälfte der Bundesbürger einer der beiden großen Kirchen an.

Ähnlich stellt sich die Situation in Nordrhein-Westfalen dar: Auch im bevölkerungsreichsten Bundesland sind so viele Menschen wie nie aus der katholischen Kirche ausgetreten. Im vergangenen Jahr kehrten hier knapp 97.900 Katholikinnen und Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Damit stieg die Zahl über den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2019 mit rund 68.000 Austritten. Im Corona-Jahr 2020 war der Wert auf rund 50.000 gesunken.

Höchster Wert im Erzbistum Köln

Allein im Erzbistum Köln verließen im vergangenen Jahr 40.772 Menschen die katholische Kirche. Damit verzeichnete die Erzdiözese rund 41 Prozent aller Austritte in NRW und den höchsten Wert bundesweit. Der scheidende Kölner Generalvikar Markus Hofmann erklärte, das Erzbistum müsse anerkennen, „dass der schmerzvolle Weg der Aufarbeitung und andere Krisen das Vertrauen vieler Menschen in die Kirche heftig erschüttert haben“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte mit Blick auf die katholische Kirche, die Zahlen zeugten von einer tiefgreifenden Krise. „Es ist nichts schönzureden, und ich bin zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten.“ Mittlerweile vollzögen nicht nur Menschen den Austritt, die zu ihrer Pfarrei schon länger kaum Kontakt gebaht hätten: „Es mehren sich Rückmeldungen, dass Menschen diesen Schritt gehen, die bisher in den Pfarreien sehr engagiert waren.“

André Przybyl/kna