Südafrikas Bischöfe kritisieren die Regierung in Pretoria für eine „endlose Liste“ an Versäumnissen.
Pretoria – Südafrikas Bischöfe haben die Regierung in Pretoria für eine „endlose Liste“ an Versäumnissen kritisiert. In einer Aussendung teilt das bischöfliche Parlamentsbüro (CPLO) in der Nacht zum Freitag mit: „Nach 28 Jahren an der Macht mehren sich die Zeichen, dass unsere Regierung zusehends bei ihrem Regierungsauftrag versagt; dass bei ihr die Luft raus ist; und dass es sie in vielen Bereichen einfach nicht mehr interessiert, das Schicksal der Nation zu lenken und zu kontrollieren.“
Regierung hat keinen Plan
Die Kirchenführer untermauern ihre Kritik mit einer langen Liste an Missständen. Dazu zählen unter anderem die Wasserkrise im Osten des Landes und landesweite Stromausfälle durch mangelnde Instandhaltung. Die Fähigkeit von Polizei, Post und Bahn, ihre Aufgaben zu erfüllen, sei „mangelhaft bis nichtexistierend“. 380 Schulen in Südafrika hätten keine Wasserversorgung; an 3.000 gebe es immer noch Plumpsklos, die sich für Schüler wiederholt als Todesfalle herausstellten. Ein halbes Jahr nachdem das Parlament in Kapstadt abgebrannt sei, gebe es immer noch keinen Plan zum Wiederaufbau. „Keines dieser Versäumnisse steht in Zusammenhang mit Covid-19, dem Wirken Gottes, oder anderen unerwarteten Faktoren“, betonen die Bischöfe.
Bischöfe sehen „Zeichen der Hoffnung“
Sie beobachten mit Sorge die Auswirkungen des Scheiterns der Regierung: gewaltsame Proteste, wachsender Populismus und schwindendes Vertrauen der Bevölkerung in die Demokratie. So hätten bei den Lokalwahlen im vergangenen Jahr nur knapp über ein Viertel der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Als „Zeichen der Hoffnung“ werten die CPLO-Vertreter den Reformgeist einiger Regierungspolitiker. Entscheidender sei aber, dass zunehmend mehr Südafrikanern die Geduld ausgehe – infolge müsse der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) nach Ansicht der Bischöfe um sein Amt fürchten, wenn 2024 gewählt wird. „Was auch immer passiert, das Wichtigste ist, dass die Dinge nicht länger laufen wie gehabt“, so die katholischen Vertreter.