Paderborner Erzbischof wusste von Missbrauch durch Priester

Der amtierende Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat in seiner Zeit als Personaldezernent der Erzdiözese von Missbrauchstaten eines Priesters erfahren, ohne ein kirchliches Strafverfahren zu veranlassen.
Paderborn – Der amtierende Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat in seiner Zeit als Personaldezernent der Erzdiözese von Missbrauchstaten eines Priesters erfahren, ohne ein kirchliches Strafverfahren zu veranlassen. 1999 wurde der beschuldigte - und später verurteilte - Pfarrer B. angezeigt, teilte das Erzbistum Paderborn der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag mit. Darüber informierte B. selbst die Bistumsverwaltung. "In einer Befragung hat der Beschuldigte dem Personaldezernenten gegenüber Taten in Teilen eingeräumt, Betroffene im Alter unter 14 Jahren ausweislich der Akten jedoch bestritten", so das Erzbistum. "Die Ermittlungszuständigkeit lag bei der Staatsanwaltschaft."

Erzbischof Becker –Foto: © Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn

Der amtierende Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat in seiner Zeit als Personaldezernent der Erzdiözese von Missbrauchstaten eines Priesters erfahren, ohne ein kirchliches Strafverfahren zu veranlassen. 1999 wurde der beschuldigte – und später verurteilte – Pfarrer B. angezeigt, teilte das Erzbistum Paderborn der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag mit. Darüber informierte B. selbst die Bistumsverwaltung. “In einer Befragung hat der Beschuldigte dem Personaldezernenten gegenüber Taten in Teilen eingeräumt, Betroffene im Alter unter 14 Jahren ausweislich der Akten jedoch bestritten”, so das Erzbistum. “Die Ermittlungszuständigkeit lag bei der Staatsanwaltschaft.”

Die Welt hatte zuerst über den Vorgang berichtet. Eigenen Angaben zufolge sprach die Erzdiözese damals eine Rüge gegen B. aus, untersagte ihm die Pfarrseelsorge und wies eine pastoralpsychologische Betreuung sowie therapeutische Aufarbeitung der Vorfälle an. 2000 wechselte der Priester in das Generalvikariat, wo er “ausschließlich verwaltende Tätigkeiten” übernommen habe.

2002 rollte die Staatsanwaltschaft den Fall noch einmal auf. Diesmal meldete Becker – mittlerweile Weihbischof und Diözesanadministrator – die Vorwürfe an den Vatikan. Kurz zuvor waren neue kirchenrechtliche Regelungen in Kraft getreten, die solche Meldungen vorsehen. 1999 war das noch nicht der Fall gewesen. “Das Vorgehen erfolgte auf der Grundlage der 1999 bestehenden rechtlichen Regelungen”, so das Erzbistum.

Im Dezember 2002 verurteilte das Landgericht Dortmund B. wegen Kindesmissbrauchs zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren. Noch während der laufenden Ermittlungen hatte sich der Priester weiterhin mit Jugendlichen getroffen – “außerhalb seiner Dienstzeit” und “privat”, wie das Erzbistum erklärte.

Der Fall wird laut Erzdiözese in einer Aufarbeitungsstudie der Universität Paderborn behandelt. Diese wird laut Studienleiterin Nicole Priesching in rund eineinhalb Jahren vorliegen. Die Kirchenhistorikerin untersucht mit einer Mitarbeiterin sexuellen Missbrauch im Erzbistum Paderborn zwischen 1941 und 2002. Dabei geht es auch um die Frage, wie hohe Kirchenvertreter mit Verdachtsfällen umgingen. Becker ist seit 2003 Erzbischof in der westfälischen Diözese. Vor Kurzem hat der 74-Jährige Papst Franziskus aus Altersgründen seinen Rücktritt angeboten. Die Amtszeit Beckers wird laut Erzbistum eine unabhängige Aufarbeitungskommission untersuchen, die vergangene Woche ihre Arbeit aufgenommen hat.