Der Bundestag hat am Donnerstagabend über den Skandal um ein documenta-Kunstwerk mit judenfeindlichen Darstellungen debattiert.
Berlin – Der Bundestag hat am Donnerstagabend über den Skandal um ein documenta-Kunstwerk mit judenfeindlichen Darstellungen debattiert. Die Union sprach von einem „Skandal mit Ansage“. Es habe seit Monaten Warnungen gegeben, erklärte die Unionsabgeordnete Dorothee Bär (CSU). Die Kunstwelt blicke fassungslos nach Deutschland, das Ansehen einer der bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst sei dauerhaft beschädigt.
Wenn der Zentralrat der Juden in Deutschland nicht beständig gegen die Hetze vorgegangen wäre, würden die Bilder immer noch auf der Kunstausstellung hängen. Bär verlangte eine gründliche Aufarbeitung und personelle Konsequenzen. Sie sowie Abgeordnete der AfD erhoben schwere Vorwürfe gegen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Die AfD forderte ihren Rücktritt.
SPD, Linke und Grüne verteidigten den Fünf-Punkte-Plan, den Roth vorgelegt hat. Darin fordert sie unter anderem eine grundlegende Strukturreform der documenta. Zugleich hob der Grünen-Abgeordnete Erhard Grundl hervor, das, was in Kassel passiert sei, sei unverzeihlich. Die SPD-Abgeordnete Katrin Budde betonte, sie werde immer für die Freiheit der Kunst einstehen, aber „diese Freiheit hat Grenzen und sie sind bei der documenta überschritten worden“.
Die Debatte fand aufgrund zweier Anträge von Union und AfD statt, die abgelehnt wurden. Bereits am Mittwoch gab es eine öffentliche Sitzung des Bundestags-Kulturausschusses. Dort sprachen unter anderen Roth und der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann. Roth hatte dort den Verantwortlichen der documenta Versagen bei Planung und Organisation vorgeworfen. Über Monate habe die documenta ihr persönlich versichert, dass dort für Antisemitismus kein Platz sei, so Roth.