Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist empört über Aussagen des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas am Dienstagnachmittag im Berliner Kanzleramt.
Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist empört über Aussagen des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas am Dienstagnachmittag im Berliner Kanzleramt. „Gerade für uns Deutsche ist jegliche Relativierung des Holocaust unerträglich und inakzeptabel“, sagte Scholz am Abend der „Bild“-Zeitung.
Abbas hatte am Schluss einer gemeinsamen Pressekonferenz unter anderem das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser als Holocaust bezeichnet: „Seit 1947 bis zum heutigen Tag hat Israel 50 Massaker in 50 palästinischen Dörfern und Städten, 50 Massaker, 50 Holocausts“ begangen. Scholz hatte am Nachmittag nicht direkt darauf reagiert.
Der Palästinenserpräsident war zuvor von einem Journalisten gefragt worden, ob er sich zum 50. Jahrestag des von Palästinensern verübten Attentats auf die israelische Olympiamannschaft in München bei Israel entschuldigen werde. Darauf erwiderte Abbas, man habe täglich von der israelischen Armee Getötete und fuhr fort: „Wenn wir weiter in der Vergangenheit wühlen wollen, ja bitte.“
Antisemitismusbeauftragter kritisiert Abbas für Holocaust-Aussage
Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte die Äußerungen von Palästinenserpräsident Abbas. „Durch seine Holocaust-Relativierung hat Präsident Abbas jegliche Sensibilität gegenüber uns deutschen Gastgebern vermissen lassen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Das gelte „gerade auch im Hinblick auf die gestellte Frage zum Olympiaattentat, das von PLO- Terroristen verübt wurde.“ Klein ergänzte: „Er erweist den berechtigten palästinensischen Anliegen dadurch keinen Dienst.“
Holocaust ist die seit den 1980er Jahren gebräuchliche Bezeichnung für die Massenvernichtung der rund sechs Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs. Der Begriff stammt vom griechisch-lateinischen Wort „holocaustum“ ab. Es bedeutet „ganz verbrannt“ oder „Brandopfer“ und meinte ursprünglich ein Gott wohlgefälliges Opfer.
Die Verwendung dieses Begriffs aus der sakralen Sprache für die NS-Verbrechen ist nicht unumstritten. In Israel wird bis heute der eher säkulare hebräische Ausdruck „Schoah“ gebraucht. Er bedeutet „Zerstörung“ oder „Katastrophe“.