Tafeln am Anschlag

Mit Ende des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets zum 1. September verteuert sich in Deutschland für viele Menschen das Leben weiter.
Tafeln am Anschlag

Symbolbild (Foto: Dagmar Schwelle(Tafel Deutschland e.V.)

Mit Ende des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets zum 1. September verteuert sich in Deutschland für viele Menschen das Leben weiter. Die Tafeln und Sozialverbände schlagen angesichts steigender Energiepreise und der hohen Inflationsraten immer wieder Alarm und warnen vereinzelt vor sozialen Unruhen im Herbst und Winter. Bereits jetzt suchen über zwei Millionen Menschen Unterstützung bei der Tafel – mehr als jemals zuvor in der Geschichte des Vereins.

Umfragen des Dachverbands aus Juli und August unter den bundesweit rund 960 Tafeln zeigen, dass etwa jede dritte Lebensmittelausgabe inzwischen bis zu doppelt so viele Kunden empfängt wie zum Jahresanfang. Drei von fünf der Tafeln haben bis zu 50 Prozent mehr Kunden. Zudem kann jede dritte derzeit keine neuen Kunden mehr aufnehmen. Im Herbst erhebe der Dachverband erneut aktuelle Daten, erklärte ein Sprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wann deren Auswertung vorliege, lasse sich jedoch noch nicht abschätzen.

Neben den Preissteigerungen und Folgen der Corona-Pandemie wirkt sich insbesondere der Ukraine-Krieg auf die Tafeln aus. 99 Prozent von ihnen geben demnach Lebensmittel zusätzlich zu ihren Stammkunden auch an Geflüchtete aus der Ukraine aus. Zugleich gehen Lebensmittelspenden weiter zurück.

So zeigt es denn auch ein Beispiel aus Köln: Die Lebensmittelausgabe in der Kölner Kirche Sankt Karl Borromäus etwa berichtet auf Anfrage der KNA von einem sprunghaften Anstieg der Kunden seit Kriegsbeginn. Versorgten die Ehrenamtlichen bis März ausschließlich Kölner Mitbürger, sind seitdem rund 175 ukrainische Geflüchtete hinzugekommen. Mittlerweile nehmen so etwa 285 Menschen die Ausgabe im Stadtteil Sülz in Anspruch.

Doch auch immer mehr Rentner und Menschen mit geringem Einkommen suchen Hilfen bei den örtlichen Lebensmittelausgaben. Vor einigen Tagen appellierte VdK-Präsidentin Verena Bentele an die Bundesregierung, Rentnerinnen und Rentner dringend zu entlasten. Ihre Lage spitze sich immer weiter zu. Viele wüssten nicht mehr, wie sie Lebensmittel, Strom und Miete bezahlen sollten. „Die Lösung für Rentnerinnen und Rentner kann nicht heißen: Grundsicherung oder Tafel.“

kna