Trotz möglicher Widerstände in Rom bekräftigen die deutschen Katholiken ihre Forderungen nach grundlegenden Kirchenreformen.
Frankfurt – Trotz möglicher Widerstände in Rom bekräftigen die deutschen Katholiken ihre Forderungen nach grundlegenden Kirchenreformen. Bei der vierten Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg in Frankfurt riefen Bischöfe, Priester und Laien unter anderem den Papst auf, über die Priesterweihe von Frauen neu nachzudenken. Das lehnt die katholische Kirche bisher strikt ab.
Mit großer Mehrheit votierten die rund 200 Delegierten auch für eine lehramtliche Neubewertung von Homosexualität und gegen arbeitsrechtliche Sanktionen für wiederverheiratete Geschiedene sowie homosexuelle Paare. Darüber hinaus erklärten sich die Bischöfe mit großer Mehrheit dazu bereit, Teile ihrer Macht abzugeben. In einem „Synodalen Ausschuss“, der später zu einem „Synodalen Rat“ werden soll, könnten Laien mitentscheiden – etwa über kirchliche Grundsatzfragen und über die Verwendung von Finanzen.
Zum Auftakt am Donnerstag stand die gesamte Versammlung auf der Kippe, als ein Grundlagentext zur Sexualmoral an der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe scheiterte. Einige Delegierte zogen unter Protest zunächst aus. Auch etliche Bischöfe kritisierten ihre Amtsbrüder, insbesondere diejenigen, die sich vorher nicht an den Debatten beteiligt und ihre Ablehnung nicht mit Argumenten begründet hatten. In der Folge gab es längere Redezeiten und ein verändertes Debattenklima mit zum Teil namentlichen Abstimmungen.
Die Aussprachen fanden in teils emotionalem Ton statt. Dabei wurden immer wieder innerkirchliche Konflikte zwischen Reformbefürwortern und -kritikern sichtbar. Mehrfach zogen sich die Bischöfe zu separaten Beratungen zurück. Das Medieninteresse war, wie auch bei den vorangegangenen Synodalversammlungen groß. Das fünfte und voraussichtlich letzte Treffen soll nach derzeitiger Planung im März 2023 stattfinden.
Dann soll es auch um weitere Themen und Texte gehen, die diesmal in erster Lesung behandelt wurden. Unter anderem plädierte eine große Mehrheit der Teilnehmer für eine Enttabuisierung und Normalisierung im Umgang mit nicht-heterosexuellen Priestern sowie für mehr Akzeptanz für inter- und transsexuelle Menschen. Außerdem ging es um die Verkündigung des Evangeliums durch Frauen und um den Zölibat, also die Verpflichtung der Priester zu einem ehelosen Leben.
Das Reformprojekt Synodaler Weg war 2019 gestartet worden als Reaktion auf die tiefe Vertrauenskrise, die vor allem durch den Missbrauchsskandal hervorgerufen wurde. Reformkräfte wollen dabei vor allem „systemische Ursachen“ des Missbrauchs verändern. Andere warnen vor deutschen Sonderwegen, die zu einer Spaltung der Weltkirche führen könnten.
Auch aus dem Vatikan und aus anderen Bischofskonferenzen gibt es immer wieder entsprechende Warnungen. Unter anderem hatte sich der Vatikan kürzlich gegen neue Leitungsgremien ausgesprochen, sofern diese über den Bischöfen stehen würden.
Viele der geforderten Reformen können nicht von der Kirche in Deutschland alleine umgesetzt werden. Die Bischöfe wollen die Ergebnisse des deutschen Synodalen Wegs in den von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten synodalen Prozess einbringen. Eine erste Gelegenheit dazu wird der gemeinsame Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan sein, der im November ansteht.