Krieg ist nach den Worten des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin nie „ein unvermeidliches Ereignis“.
Vatikanstadt – Krieg ist nach den Worten des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin nie „ein unvermeidliches Ereignis“. Er habe seine Wurzeln in menschlicher „Prahlerei, Hochmut und Geiz, wie die Kirchenväter sagten“, so die Nummer Zwei des Vatikan in einem Interview mit Vatican News (Montag) zu dem bevorstehenden Friedenskongress der Religionen in Kasachstan, zu dem auch Papst Franziskus reist. Dieser wird vom Krieg in der Ukraine und vielen anderen Konflikten weltweit überschattet.
„Krieg kann vermieden werden, indem man einen Schritt zurücktritt, die Anschuldigungen, die Drohungen, die Ursachen des gegenseitigen Misstrauens niederlegt“, sagte Parolin. Leider sei heutzutage die Fähigkeit, zuzuhören, und das Bemühen, die Gründe der Andersdenkenden zu verstehen, auf allen Ebenen zurückgegangen. „Um Pius XII. zu paraphrasieren, ist es gut, sich daran zu erinnern, dass ein ehrenhafter Erfolg niemals ausgeschlossen ist, wenn man mit gutem Willen und unter Achtung der gegenseitigen Rechte diskutiert“, fügte der Kardinalstaatssekretär hinzu. Er hoffe, dass der Kongress in Kasachstan die Gelegenheit für Begegnung und Dialog biete.
Das Treffen in Nur-Sultan von Dienstag bis Donnerstag, zu dem die kasachische Regierung in Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 alle drei Jahre einlädt, geht nach Parolins Worten auf das Vorbild der von Papst Johannes Paul II. initiierten Weltgebetstreffen in Assisi zurück. Der Entwurf der diesjährigen Abschlusserklärung, an der bereits gearbeitet werde, verweise „mit besonderem Nachdruck“ auf das Dokument „Über die Brüderlichkeit der Menschen für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt“, berichtete Parolin. Das interreligiöse Dokument hatten Papst Franziskus und der Großscheich der Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmed al-Tayyeb, am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen Vatikan und dem mehrheitlich muslimischen Kasachstan bezeichnete der Kardinalstaatssekretär als „häufig und fruchtbar“. Dies zeige sich unter anderem an der regelmäßigen hochrangigen Teilnahme an den Religionstreffen, in diesem Jahr sogar mit dem Papst persönlich. Ursprünglich wollte sich Franziskus dabei auch mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen treffen. Kyrill I. sagte sein Kommen dann jedoch ab.