Bischof Hanke bestätigt Vertuschungsvorwürfe gegen Vorgänger

Der Eichstätter katholische Bischof Gregor Maria Hanke hat Vorwürfe der Missbrauchs-Vertuschung gegen seinen Vorgänger Alois Brems bestätigt. 
Eichstätt – Der Eichstätter katholische Bischof Gregor Maria Hanke hat Vorwürfe der Missbrauchs-Vertuschung gegen seinen Vorgänger Alois Brems bestätigt. Hanke schreibt in einem Brief an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt: "Nach unserer Kenntnis auf Basis der Aktenlage haben unser damaliger Bischof Dr. Alois Brems und enge Mitarbeiter aktiv dazu beigetragen, dass sich der Täter schließlich durch Flucht ins Ausland dem Haftbefehl der Justiz entziehen konnte, gleichzeitig erhielt er weiterhin vom Bistum materielle Unterstützung."

Foto: Anika Taiber-Groh/pde Bistum Eichstätt

Der Eichstätter katholische Bischof Gregor Maria Hanke hat Vorwürfe der Missbrauchs-Vertuschung gegen seinen Vorgänger Alois Brems bestätigt. Hanke schreibt in einem Brief an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt: „Nach unserer Kenntnis auf Basis der Aktenlage haben unser damaliger Bischof Dr. Alois Brems und enge Mitarbeiter aktiv dazu beigetragen, dass sich der Täter schließlich durch Flucht ins Ausland dem Haftbefehl der Justiz entziehen konnte, gleichzeitig erhielt er weiterhin vom Bistum materielle Unterstützung.“

Es geht in der Sache um einen mit schweren Missbrauchsvorwürfen belasteten Priester. Der Mann soll in mehreren Pfarreien in der Oberpfalz, in Schwaben und im nördlichen Oberbayern Mädchen und junge Frauen missbraucht haben, wie zuerst die Zeitungen der Mediengruppe Bayern am vergangenen Wochenende berichteten. Zu der Mediengruppe gehören die „Passauer Neue Presse“, der „Donaukurier“ aus Ingolstadt und die „Mittelbayerische Zeitung“ aus Regensburg.

Als eines der Opfer Anzeige erstattet habe, sei der Priester als Missionar „verschwunden“, zuerst in Afrika, dann in Lateinamerika, hieß es weiter. Dort habe er unter einem abgeänderten Namen gelebt, bis die Vorwürfe verjährt gewesen seien und die Fahndung eingestellt worden sei. Die Bistumsleitung habe die staatlichen Behörden nicht informiert und zur Tarnung des Mannes beigetragen. Geld etwa sei aus Eichstätt nur an einen abgeänderten Namen geflossen. Nach seiner Rückkehr habe der Priester in Deutschland ungestört weiter als Gemeindeseelsorger gearbeitet und Jugendarbeit gemacht. 2016 sei er gestorben.

Brems war von 1968 bis 1984 Bischof von Eichstätt. Sein Nachfolger Hanke, der seit 2006 amtiert und von Brems zum Priester geweiht wurde, schreibt nun über das Verhalten seines Vorgängers: „Angesichts des Leids junger Menschen und der Lebensführung des Priesters insgesamt eine für mich erschütternde Verhaltensweise und Vertuschung.“ Man könne „dieses schwere Unrecht nicht verschweigen, auch wenn es manchem schwer fallen mag, Bilder von prägenden Personen des diözesanen Lebens der jüngeren Vergangenheit hinterfragen und korrigieren zu müssen“.

Der Fall sei der Bistumsleitung und der Unabhängigen Missbrauchs-Aufarbeitungskommission (UAK) der Diözese seit längerem bekannt. Die Aufarbeitung laufe mit Nachdruck.

Betroffenenbeirat zu Missbrauch im Bistum Eichstätt gegründet

Unterdessen gibt es im katholischen Bistum Eichstätt jetzt einen unabhängigen Beirat Betroffener von sexuellem Missbrauch. Er wurde vergangenen Donnerstag offiziell gegründet, wie die Diözese am Mittwoch mitteilte. Das aus vier Personen bestehende Gremium wirkt demnach an der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Eichstätt mit. Die Einrichtung eines Betroffenenbeirates ist Teil der Vereinbarungen zwischen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs von 2020.

Der Betroffenenbeirat hat sein Mitglied Udo Holy als Ansprechpartner für andere Betroffene bestimmt, wie es weiter hieß. Bischof Gregor Maria Hanke sagte an die Beiratsmitglieder gerichtet: „Nach all dem Leid, das Ihnen widerfahren ist, war es für Sie nicht leicht, über die Schwelle der Kirche zu gehen. Umso mehr danke ich Ihnen, dass Sie durch Ihren Einsatz Betroffenen helfen und ihnen die Hand reichen.“ Es sei ihm ein großes Anliegen, „dass Licht in die dunklen Räume gebracht wird und die Betroffenen eine Stimme bekommen“, so Hanke.

Bei der Gründung des Betroffenenbeirats waren laut Mitteilung auch Doris Templer und Peter Grimm anwesend, die beiden Vorsitzenden der unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK) des Bistums Eichstätt. Der Beirat ist der UAK angegliedert. Die UAK sehe sich als Partnerin des Betroffenenbeirats, sagte Grimm.

Auch die Einrichtung einer UAK ist Bestandteil der „Gemeinsamen Erklärung“. Ihre Aufgaben sind etwa die Erhebung des Umfangs von sexuellem Missbrauch in einer Diözese, die Untersuchung des Umgangs mit Tätern und Betroffenen sowie die Identifikation von missbrauchsbegünstigenden Strukturen.

kna