Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Martin Maier, ist von den positiven Auswirkungen des Wahlsiegs von Lula da Silva überzeugt.
Essen – „Der Wahlsieg von Luiz Inácio Lula da Silva ist ein Sieg für die Demokratie, für die Armen, für die Umwelt, für das Weltklima.“ Davon ist der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Martin Maier, überzeugt. In der Stichwahl am Sonntag, 30. Oktober 2022 (Ortszeit), hat sich der ehemalige Präsident Lula da Silva gegen den amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro mit 50,9 Prozent der abgegebenen Stimmen durchgesetzt. „Bolsonaro muss seine Niederlage nun anerkennen und Lula die zerrissene Gesellschaft nach diesem – in so einer Form nie dagewesenen – vergifteten Wahlkampf einen“, so Maier.
Die Stichwahl wurde zu einer Entscheidung um die demokratische, soziale und ökologische Zukunft des Landes. Das zeigt dem Adveniat-Hauptgeschäftsführer zufolge ein offener Brief von mehr als 60 Bischöfen des Landes. Darin hätten sie den Wählern ungewöhnlich deutlich erklärt, dass es bei der Wahl um die Entscheidung zwischen zwei konträren Gesellschaftsmodellen gehe: „das eine demokratisch, das andere autoritär; das eine engagiert für den Schutz des Lebens, angefangen bei den Armen, das andere für die ‚Wirtschaft, die tötet‘ (Papst Franziskus in Evangelii Gaudium); das eine kümmert sich um Bildung, Gesundheit, Arbeit, Ernährung, Kultur, das andere schätzt die öffentliche Politik gering, weil es die Armen verachtet“.
Die Hoffnungen insbesondere der armen Bevölkerungsmehrheit auf eine andere Politik sind groß. Schließlich war es Lula zwischen 2003 und 2011 gelungen, die Zahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, deutlich zu verringern. „Der neugewählte Präsident muss nun seinen Versprechen auch Taten folgen lassen“, betont Adveniat-Hauptgeschäftsführer Maier. Insbesondere beim so dringend notwendigen Schutz des Amazonas-Regenwaldes und der dort lebenden indigenen Völker habe Lula in der Vergangenheit zu viele Kompromisse gemacht. „Ich erinnere nur an den Bau des Belo-Monte-Staudamms, der auch unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva massiv vorangetrieben worden war. Damit wurde die Lebensgrundlage tausender Indigener genauso vernichtet, wie zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Diese gigantischen Infrastrukturprojekte sind für das Leben und das ökologische Gleichgewicht vor Ort sowie für das Weltklima eine Katastrophe“, so Maier. Im Wahlkampf hatte Lula angekündigt, den Amazonas-Regenwald, der als „Lunge der Erde“ gilt, zu schützen, den von ihm 2008 aufgelegten Amazonas-Fonds zur Aufforstung wiederzubeleben und die unter Bolsonaro massiv geschwächten Umwelt- und Indigenen-Behörden zu stärken.
Von der deutschen Bundesregierung erwartet Adveniat-Hauptgeschäftsführer Maier eine aktivere Rolle auf dem Subkontinent: Angesichts der zahlreichen ermordeten Menschenrechtsverteidiger und Umweltschützer in Brasilien und ganz Lateinamerika müsse Deutschland die angekündigte menschenrechtsbasierte und auch feministische Außenpolitik nun auch in die Tat umsetzen. „Solange es sich für die Gewinnmaximierung einiger weniger lohnt, auf gigantischen Plantagen Futtermittel für die Fleischproduktion im Norden anzubauen und Rohstoffe für die Industrieproduktion im Norden auszuplündern, solange werden die Regenwälder brennen und die Flüsse vergiftet werden“, stellt Maier klar.