Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf hat dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch widersprochen. Die Reforminitiative Synodaler Weg paktiere nicht mit dem Zeitgeist.
Bonn – Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf hat dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch widersprochen. Die Reforminitiative Synodaler Weg paktiere nicht mit dem Zeitgeist, sagte Kohlgraf am Donnerstag dem Portal kath.ch in Bonn. Wer Zeitgeist suche, habe sich längst von der Kirche abgewandt. Koch hatte Ende September in einem Zeitungsinterview den Synodalen Weg in Deutschland davor gewarnt, christliche Dogmen dem Zeitgeist zu opfern und neben der Bibel und der Tradition weitere Offenbarungsquellen gelten zu lassen. In diesem Kontext hatte er an die „Deutschen Christen“ im Dritten Reich erinnert, die ähnlich argumentiert hätten. Diese Äußerung Kochs wurde in Deutschland als Nazi-Vergleich kritisiert, weil die protestantische Bewegung „Deutsche Christen“ mit den Nationalsozialisten paktiert hatte.
Streit mit Koch noch nicht aus der Welt
Der Streit zwischen dem Schweizer Kardinal und der Deutschen Bischofskonferenz sei noch nicht aus der Welt, so Kohlgraf: „In einigen Tagen sind wir beim Ad-limina-Besuch in Rom. Die unterschiedlichen Positionen sind auf dem Tisch.“ Manchmal sei es auch „befreiend, die Positionen zu benennen“. Nun gehe es „erst mal um die Kommunikation in die Weltkirche“, so der Mainzer Bischof. Nicht nur der Kurie – „wir müssen auch den afrikanischen Bischöfen erklären, was wir machen“, sagte Kohlgraf. Allerdings: Die Arbeitspapiere zur Weltsynode zeigten, dass „die Themen in der Weltkirche die gleichen sind – nur teilweise mit unterschiedlicher Gewichtung“.
Die jüngste Einführung einer queersensiblen Pastoral in Bistum Mainz nannte Kohlgraf „keinen großen Akt“. Warum solle es „keine Begleitung und keine politische Stimme geben für jene, die es betrifft?“, fragte er. Menschen seien auf ihn als Bischof zugekommen und hätten gesagt: „Wir sind betroffen, und wir bitten Sie, für uns eine Stimme zu sein.“ Kohlgraf wörtlich: „Ich kann doch froh sein, wenn heute noch jemand was von der Kirche will.“ Es gehe dabei keineswegs darum, „dem Zeitgeist hinterherzuhecheln“, sagte Kohlgraf. „Wer Zeitgeist will, der geht nicht zum Bischof und fragt: ‚Denk mal darüber nach, wie du mit uns umgehst.'“ Sexualität habe mehrere Dimensionen, und: „Homosexualität ist keine Sünde“, so der Bischof.
Andere Modelle der Gemeindeleitung
Zu Schweizer kirchlichen Praktiken, etwa, dass auch Nichtgeweihte taufen und trauen dürfen, sagte der Mainzer Bischof, mit diesen Themen beschäftige sich auch die Deutsche Bischofskonferenz. In Mainz werde man „bald über andere Modelle der Gemeindeleitung nachdenken“. Er könne sich nicht vorstellen, dass das klassische Leitungsmodell – der Pfarrer leitet das Pastoralteam – „in fünf oder zehn Jahren in dieser Größenordnung“ noch zu bewerkstelligen sei. Man werde „über andere Leitungs- und Verkündigungsmodelle und auch andere Gottesdienstmodelle sprechen“.