Zum zweiten Mal gedenkt das Erzbistum Köln mit einem Gottesdienst der Betroffenen von sexualisierter Gewalt.
Köln – Zum zweiten Mal gedenkt das Erzbistum Köln mit einem Gottesdienst der Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Am Freitagabend wird aber nicht Kardinal Rainer Maria Woelki in der Kölner Kirche Groß Sankt Martin am Altar stehen. Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch mit den anderen deutschen Bischöfen in Rom, wie das Erzbistum am Montag mitteilte. Vertreten wird er von Generalvikar Guido Assmann. Zudem gestalten Betroffene den Gottesdienst mit. Im vergangenen Jahr hatte es heftigen Streit um die Veranstaltung gegeben.
Äußerer Anlass ist der 18. November, den Papst Franziskus zum „Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ erklärt hat. Zentrales Anliegen sei es, dass das Leid der Betroffenen gehört und der Schuld gedacht werde, die Menschen in allen Bereichen der Kirche auf sich geladen haben, so Assmann: „Das wiederkehrende Anerkennen der Schuld von Verantwortlichen im Erzbistum ist ein notwendiger und wichtiger Schritt auf dem Weg der Umkehr und Veränderung.“
Im vergangenen Jahr fiel der erste Gottesdienst dieser Art in die Auszeit von Kardinal Woelki. Vertreten wurde er vom damaligen Übergangsverwalter der Erzdiözese, Weihbischof Rolf Steinhäuser. Damals war von einer Bußfeier die Rede, in der es um Schuldbekenntnis, Gedächtnis der Betroffenen und Fürbitte gehe. Der Gottesdienst war seit Langem geplant, wegen der Querelen um die Missbrauchsaufarbeitung war er bis dahin aber nicht zustande gekommen.
Der Betroffenenbeirat des Erzbistums hatte die Feier mitgestaltet. Andere Betroffene lehnten den Gottesdienst ab. „Dieses Ritual gehört zur Täterorganisation“, sagte etwa der Theater- und Fernsehschauspieler Kai C. Moritz vom Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz.
Steinhäuser sagte im letzten Jahr zu Beginn des Gedenkens, er habe noch nie erlebt, dass ein Gottesdienst im Vorfeld so heftig umstritten gewesen sei. Als „Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln“ habe er ihn aber nicht absetzen oder auf später verschieben wollen.