In Westafrika ist der Grundstein für die erste Fuggerei der Zukunft gelegt worden. Damit wird eine 500 Jahre alte Idee exportiert.
Augsburg – In Westafrika ist der Grundstein für die erste Fuggerei der Zukunft gelegt worden. In dem Fischerdorf Rothumba in Sierra Leone begannen Bewohner und Bauleute mit der Errichtung einer Grundschule, wie die Fuggerschen Stiftungen am Montag in Augsburg mitteilten. Die Schule für 350 Kinder und ein Trainingszentrum für Frauen sollen bereits Ende 2023 genutzt werden können. Das Projekt werde vom Bundesentwicklungsministerium gefördert und soll in seiner ersten Phase rund 4.000 Menschen in Rothumba sowie den Nachbardörfer zugute kommen.
„Die Idee der Fuggerei der Zukunft wird damit zum ersten Mal Wirklichkeit und zeigt, dass die DNA des 500-jährigen Stiftungskonzepts international in die Zukunft getragen werden kann“, erklärte der Seniorratsvorsitzende Alexander Erbgraf Fugger-Babenhausen.
Stifterinnen des Projekts in Sierra Leone sind Rugiatu Neneh Turay, Gründerin der lokalen Nichtregierungsorganisation Amazonian Initiative Movement (AIM), und die Geschäftsführerin des Frankfurter Vereins „Pfefferminzgreen“, Stella Rothenberger. Den Angaben zufolge wollen die beiden in zehn Jahren in Rothumba eine nachhaltige Sozialsiedlung errichten, die auf den Ideen der Dorfbewohner basiert. Geplant sind demnach mehrere Einrichtungen für Bildung, Gesundheit und Gemeinschaftsleben. Die Fuggerschen Stiftungen fungieren als ideeller Kooperationspartner, weitere Unterstützer werden gesucht.
Die Augsburger Fuggerei ist die älteste Sozialsiedlung der Welt. Sie wurde vom Kaufmann Jakob Fugger (1459-1525) als Reihenhaussiedlung für arme, aber ehrbare (nicht bettelnde) Menschen gegründet. Die Jahreskaltmiete beträgt heute umgerechnet 88 Cent. Zum 500-jährigen Bestehen der Fuggerei, das 2021 gefeiert wurde, wurde die Idee lanciert, nach ihrem Vorbild weitere Sozialsiedlungen in anderen Ländern zu bauen.