Bischöfe rufen zur Hilfe für Flüchtlinge auf – Frieden planen

Mit festlichen Gottesdiensten haben Christen in Deutschland am Sonntag den Höhepunkt des Weihnachtsfests begangen.
Bonn – Mit festlichen Gottesdiensten haben Christen in Deutschland am Sonntag den Höhepunkt des Weihnachtsfests begangen. In ihren Predigten riefen die Bischöfe zu einer stärkeren Unterstützung von Flüchtlingen und Hungernden weltweit auf. Sie warnten zugleich vor einer wachsenden gesellschaftlichen Spaltung.

Bischof Rudolf Voderholzer. Foto: Bistum Regensburg

Mit festlichen Gottesdiensten haben Christen in Deutschland am Sonntag den Höhepunkt des Weihnachtsfests begangen. In ihren Predigten riefen die Bischöfe zu einer stärkeren Unterstützung von Flüchtlingen und Hungernden weltweit auf. Sie warnten zugleich vor einer wachsenden gesellschaftlichen Spaltung.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, mahnte unterdessen Überlegungen dazu an, wie ein Friede in der Ukraine aussehen könnte. „Auch wenn die Unterstützung des völkerrechtswidrig überfallenen Landes durch alle benötigten Güter weitergehen muss, braucht es gleichzeitig jetzt schon Friedensinitiativen. Denn wie soll es sonst weitergehen, wenn hoffentlich bald endlich die Waffen schweigen?“, sagte Bätzing am Sonntag im Limburger Dom.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, machte in ihrer Weihnachtsbotschaft auf die aktuellen Notstände in Kinderkliniken aufmerksam. „Alle, die beten möchten, mögen beharrlich für die Eltern beten, die kein Bett für ihre Kinder finden“, so die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Alle, die spenden wollen, mögen es für Familien tun, die am Limit sind.“

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx nannte „Weihnachten das Fundament unserer Zivilisation“. Wenn Gott „der Bruder aller Menschen geworden ist im Kind von Bethlehem“, werde damit deutlich, dass „alle Menschen Brüder und Schwestern“ seien. Weihnachten sei „ein Fest der gewaltlosen Veränderung der Welt“. Es unterstreiche, dass „nicht der Krieg der ‚Vater aller Dinge'“ sein solle, sondern „die Liebe und die Solidarität aller Menschen“, so Marx. Zwar gebe es wie jetzt in der Ukraine „eine gerechtfertigte Verteidigung, sogar mit Waffen“. Aber der Krieg dürfe „nicht das letzte Wort behalten“.

Ob das Friedensangebot Gottes an die Welt Wirklichkeit werde, „hängt an uns selbst“, sagte der Würzburger Bischof Franz Jung. Nach der Erfahrung der Pandemie sei einem bewusst geworden, dass es in der globalen Welt keine regionalen Konflikte mehr gebe. „Ein Krieg an einem Ort dieser Welt, mag er auch fern von uns scheinen, berührt uns unmittelbar.“

In Eichstätt erinnerte Bischof Gregor Maria Hanke daran, dass Gottes Sohn Mensch geworden sei, um Gott und Welt miteinander zu versöhnen. Doch zur Realität gehöre nicht nur Unfriede in Familien, sondern auch eine Atmosphäre des Hasses in Teilen der Gesellschaft oder der „entsetzliche Krieg“ in der Ukraine. Gott habe den Weg zum Frieden gewiesen. Weihnachten lade jede und jeden ein, „mit dem Kind in der Krippe Wege des Friedens zu gehen“, betonte der Bischof.

Wo sich Gott die Ehre gegeben habe und Religion nicht bloß politisch funktionalisiert werde, da könne auch auf Erden Frieden werden, erklärte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er erbat aufs Neue den Frieden gerade für die Ukraine, aber auch für die ganze „so oft unter Todesschatten liegende Welt“. Schließlich sei das Christuskind mit seinem Lächeln in Wehrlosigkeit buchstäblich „entwaffnend“ der Welt entgegengekommen.

In Passau sagte Bischof Stefan Oster, wenn beim Menschen Furcht vor Gott und Demut zusammenkämen und er sich vom Ereignis der Menschwerdung Gottes anrühren lasse, dann komme Freude auf. Wer das Wort Gottes höre, der erfahre Sinn und Friede für sein Leben.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier setzte sich mit dem Klimaprotest auseinander. „Bei allem Verständnis für die hohen Ideale derer, die als Klimaaktivisten zu grenzwertigen Schritten neigen, stelle ich klar: Der gute Zweck heiligt nicht alle Mittel.“ Die Welt werde nicht gerettet durch kühle Rechner und kaltes Kalkül, durch Klebstoff und gewagte Aktionen, sondern durch Liebe.

Bambergs Weihbischof Herwig Gössl forderte auf, wachsam gegenüber allen Formen von Diskriminierung zu sein. Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sollten in der Gesellschaft keinen Platz haben, schon gar nicht unter Christen.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kritisierte einen rauen Ton in Kirche und Gesellschaft. „Der Ton sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft als ganzer ist kein freundschaftlicher“, sagte der Bischof im Mainzer Dom. Der innerkirchliche Umgang sei betrüblich und äußerst problematisch: „Oft geht es nur mehr um das Rechthaben-Wollen, um einen Kampf der Worte.“ So werde „Jesus selbst unhörbar“ gemacht. Immer wieder spielten sich zweitrangige Themen in den Vordergrund. Der Kern der christlichen Botschaft werde vergessen.

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber rief zu Solidarität mit Verfolgten auf. Im Blick auf Menschen in der Ukraine und Protestierende gegen gewaltsame Machthaber sagte Gerber im Fuldaer Dom: „Sie sind es, die in unserer Zeit ihren Mund aufgemacht haben, ob in Moskau, Minsk, Teheran und an unzähligen anderen Orten, und dafür mit Verfolgung, Gefängnis und Folter bezahlen müssen.“ Gerber appellierte an alle Christen, denjenigen eine Stimme zu geben, die Gefahr liefen, von gewaltsamen Herrschern für immer zum Schweigen gebracht zu werden.

Nach Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann lässt Weihnachten in diesem Jahr ganz besonders Frieden ersehnen. Die täglichen Nachrichten und Bilder zum Krieg in der Ukraine bewegten ihn und ließen ihn neu über die biblische Botschaft von Frieden und Heil nachdenken, sagte Ackermann im Trierer Dom. Auch heute werde eine Frieden ankündigende Botschaft ersehnt, dass es „endlich ein Einsehen des russischen Aggressors gäbe und Friedensverhandlungen beginnen könnten“. Weihnachten lade ein, das Schöne und Gute in der Welt wahrzunehmen und daraus Kraft zu ziehen, sich „den Schwierigkeiten, den Auseinandersetzungen, den dunklen Seiten unseres Lebens zu stellen“.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann äußerte den Wunsch, an Weihnachten „wieder das Vertrauen wachsen zu lassen, dass es gut ausgehen kann mit uns und unserer Schöpfung“. Im Rückblick auf 2022 könne der Eindruck entstehen, die Menschheit lerne nicht hinzu, „noch nicht einmal aus ihren großen Katastrophen“.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte im Freiburger Münster, es falle schwer, mit globalem Leid, Krisen und Konflikten umzugehen. „Wie kann man in dieser Welt noch zurechtkommen, bei all den Zuständen, mit denen wir jeden Tag aufs Neue konfrontiert werden?“, fragte Burger. Er sei dennoch überzeugt, dass die christliche Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung Gottes Kraft geben könne für neue Aufbrüche.

Auch der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst setzt auf die Hoffnungsbotschaft von Weihnachten. Sie sei angesichts großer Krisen ungemein aktuell, sagte Fürst im Rottenburger Dom. Zahlreiche Menschen würden heute aus ihrem Leben herausgerissen, müssten ihr Zuhause verlassen, fänden keinen neuen Ort zum Leben und wenn doch, seien sie dort selten menschenwürdig untergebracht. Die Weihnachtsgeschichte erzähle davon, dass Gott abgewiesen, in Kälte und Armut, unter menschenunwürdigen Bedingungen Mensch geworden sei.

„Wenn nicht jetzt, wann dann vom Frieden sprechen und diese Botschaft hinausrufen“, fragte der Münsteraner Bischof Felix Genn in der Christmette im Sankt-Paulus-Dom. Die Weihnachtsbotschaft sei Ansporn, politisch und gesellschaftlich für Frieden einzutreten. Menschen müssten widersprechen, „wenn Parolen bestimmend werden, die fremdenfeindlich, nationalistisch und egoistisch sind“.

Weihnachten zeigt nach Ansicht von Aachens Bischof Helmut Dieser, dass „kein jämmerliches Sterben, kein soziales Aus, kein Bestraftwerden und kein unaufklärbares Unrecht“ das letzte Wort behalten. „Dieses wehrlose Kind rettet uns aus der Logik des Krieges und des Besiegens und Beherrschens.“ Es sprenge die „Logik der Echokammern und der Propaganda und der Trollmaschinen, in denen immer die Einen die Besseren und die Anderen die zu verabscheuenden sind“.

In Essen warnte Bischof Franz-Josef Overbeck vor zunehmenden Spannungen in Gesellschaft und Kirche: „Wir ertrinken eher in lauten Beschuldigungen und Verdächtigungen, anstatt uns gemeinsam positiv auf den Weg nach vorne zu machen.“ Es gelte, den Blick auf die Zukunft zu lenken. Mit Blick auf Krieg und Gewalt in der Welt ermunterte er zum Einsatz für den Frieden.

Auf die Friedensbotschaft der Weihnacht verwies auch der Paderborner Weihbischof Dominicus Meier. Ihre Verheißung sei eine grundlegende Sehnsucht des Menschen. „Doch auch heute werden Bomben auf Städte und Dörfer in der Ukraine und in vielen anderen Ländern der Erde geworfen und Menschen um ihr Hab und Gut, aber auch ihr Leben gebracht.“ Seit dem Rücktritt von Hans-Josef Becker am 1. Oktober gibt es in Paderborn derzeit keinen Erzbischof.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte, in dem Kind in der Krippe „schaut uns Gott aus einem Menschenantlitz an“. Seine Menschwerdung wolle durch die Menschen weiter wirken in der Welt. Der Zustand der Welt, der Gesellschaft und des eigenen Lebens hänge davon ab, „dass Jesus von uns aufgenommen wird“.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße appellierte an die Menschen, „Boten des Friedens“ zu sein. „Auf fünf von sieben Kontinenten herrschen Krieg und bewaffnete Konflikte“, sagte er im Hamburger Mariendom. Der Erzbischof verwies auf „weitere Warnsignale“, die stetig lauter würden, wie zum Beispiel die Klimakrise. „Die Bewahrung der uns anvertrauten Schöpfung ist eine Möglichkeit, Gott die Ehre zu geben“, mahnte er. Es gelte, „staunend anzuerkennen, wie wunderbar sein Werk ist und alles daran zu setzen, es zu bewahren, damit wir nicht die letzte Generation sind“.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte, in diesem Jahr könne das Fest nicht gefeiert werden, ohne an „die Schrecken des Krieges in der Ukraine“ und die von dort Geflüchteten zu denken. Daneben gelte es auch, alle von Krankheit, Leid und Not Betroffenen sowie die Betroffenen von sexualisierter Gewalt in den Blick zu nehmen, so Bode im Osnabrücker Dom.

Der Bischof erklärte, an Weihnachten gehe es darum, nicht nur schöne Gottesdienste zu feiern, sondern hinauszugehen zu den Menschen in Not, für die Gott Mensch geworden sei. „Gerade in ihrem derzeitigen großen Vertrauensverlust wird die Kirche nur wieder Fuß fassen in den Herzen der Menschen, wenn sie wirklich dient.“ Bode, der aktuell wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik steht, räumte ein, dass die Kirche und auch er selbst dem oft gar nicht entsprochen hätten und entsprächen.

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer rief dazu auf, Frieden zu stiften. „Sie und ich können keine Kriege beenden“, predigte er im Hildesheimer Dom. „Aber wir können großzügig sein. Verzeihen. Nicht zulassen, dass der Hass und die Bitterkeit in uns die Oberhand gewinnen.“

„Weihnachten ist das Fest des Neubeginns“, betonte der Berliner Erzbischof Heiner Koch. „An Weihnachten setzt Gott für die Menschen aller Zeiten mit der Geburt seines Sohnes einen neuen Anfang.“ Die Sehnsucht danach sei groß angesichts des Krieges in der Ukraine und der Energiekrise, der Corona-Pandemie und der Klimakatastrophe sowie von Wertekonflikten und des Missbrauchsskandals. In dieser Situation bringe Weihnachten „neues Leben, neue Hoffnung und neue Zuversicht“.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte in seiner Botschaft zu Fest: „Die schönen Traditionen, die den Advent und Weihnachten prägen, schaffen nicht eine fiktive Idylle, sondern feiern die guten, tragenden menschlichen Beziehungen auf nicht alltägliche Weise.“

Mit der Geburt Jesu habe keine heile Welt begonnen, wie schon die Umstände der Geburt in einem Stall zeigten: „Aber mitten in dieser Welt bricht mit der Geburt Jesu Christi das Reich Gottes an. Das ist für uns Christen der tiefste Grund, auch heute in unserer Zeit und Welt Weihnachten zu feiern.“

Die Geburt Jesu war nach Ansicht des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige eine Sternstunde der Menschheitsgeschichte: „Ohne Frage hat das, was wir an Weihnachten feiern, einen bedeutenden Einfluss auf die Geschichte der Menschheit genommen.“ Zur Weihnachtsbotschaft gehöre auch, „dass unsere gegenwärtige Zeit, die von großer Unsicherheit und unerträglichem Unfrieden gekennzeichnet ist, gewandelt werden kann.“

Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, betonte: „Ich bin überzeugt: In der Wärme und Schönheit des Festes wird etwas von Gottes Wesen erfahrbar.“ Zugleich wünsche er sich, dass die Menschen in den Weihnachtstagen wieder das Staunen lernen. Wer staune, entdecke einen größeren Horizont und schöpfe Kraft, Krisen zu bewältigen.

kna