Marx über Benedikt: Gottsucher und leidenschaftlicher Theologe

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den an Silvester gestorbenen Benedikt XVI. einen „Gottsucher und leidenschaftlichen Theologen“ genannt.
München – Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den an Silvester gestorbenen Benedikt XVI. einen "Gottsucher und leidenschaftlichen Theologen" genannt. Dennoch habe dieser immer festgehalten "am unbegreiflichen Geheimnis Gottes", sagte Marx am Dienstagabend beim Requiem im Münchner Liebfrauendom. In vielen seiner Schriften und Bücher werde deutlich, dass durch Jesus von Nazareth die Unbegreiflichkeit Gottes ein Gesicht bekommen habe: "Darum kreiste im Grunde seine gesamte Theologie."

Kardinal Reinhard Marx –Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München (EOM) / Lennart Preiss

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den an Silvester gestorbenen Benedikt XVI. einen „Gottsucher und leidenschaftlichen Theologen“ genannt. Dennoch habe dieser immer festgehalten „am unbegreiflichen Geheimnis Gottes“, sagte Marx am Dienstagabend beim Requiem im Münchner Liebfrauendom. In vielen seiner Schriften und Bücher werde deutlich, dass durch Jesus von Nazareth die Unbegreiflichkeit Gottes ein Gesicht bekommen habe: „Darum kreiste im Grunde seine gesamte Theologie.“

Ein Bischof habe einmal kritisiert, dass Joseph Ratzinger als Papst lieber regieren und nicht Bücher schreiben solle, erinnerte sich der Kardinal. Er, Marx, habe dann geantwortet: „Vielleicht bleiben die Bücher länger als die Jahre des Pontifikats.“ Diese Bücher sollten die Menschen einladen, im Begreifen des Geheimnisses Gottes, das Gesicht Jesu von Nazareth zu entdecken – „die Revolution des Evangeliums“, erklärte der Kardinal. So habe Benedikt einmal gesagt, das Christentum sei nicht die Fortsetzung der Religion mit anderen Mitteln, sondern vernunftgeleitete Aufklärung.

All dies habe Ratzinger umgetrieben, sagte Marx. Deshalb habe dieser noch im hohen Alter, auch als Papst, Jesus-Bücher geschrieben. Das habe er gewollt, „weil er wusste, wenn das Christentum die Gestalt Jesu Christi verliert, wenn sie nicht mehr kraftvoll erinnert, an das Zeugnis an die Worte Jesu von Nazareth in all den Dimensionen, dann verlieren wir den Boden unter den Fußen“.

Marx erzählte auch von „schönen Gesprächen“, die er in den vergangenen 25 Jahren mit dem Kirchenmann gehabt habe. Diese seien stets von Zuversicht geprägt gewesen. „Nicht immer waren wir einer Meinung“, räumte der Kardinal ein, aber er habe den Eindruck gehabt, dass sich Benedikt wirklich im Dialog austauschen wollte. Ein solcher theologischer Disput führe schließlich weiter. So gehe es nicht darum, „alle Sätze, alle Bücher nur nachzuahmen, sondern weiter zu denken“. Daran habe Benedikt seine Freude gehabt. Für dieses Weiterdenken habe er den Menschen einen „unglaublichen Schatz“ auf den Weg gegeben.

Weiter betonte Marx, die Erneuerung der Kirche und des christlichen Glaubens geschehe nicht über einige Strukturen. Dies passiere vielmehr in der Neuentdeckung der lebendigen Begegnung mit dem auferstandenen Herrn in der Feier der Eucharistie. Daraus entstehe das neue Leben: „Darum müssen wir uns in Pfarreien und Gemeinden bemühen. Die Menschen müssen spüren, im Gottesdienst geht der Himmel auf.“