Die Missbrauchsstudie für das Bistum Essen wird erneut zwei besonders schlagzeilenträchtige Fälle aufgreifen.
Essen – Die Missbrauchsstudie für das Bistum Essen wird erneut zwei besonders schlagzeilenträchtige Fälle aufgreifen. Die Untersuchung werde die Vorgänge um die Priester A. und H. aus soziologischer, aber nicht aus juristischer Perspektive bearbeiten, sagte Bistumssprecher Ulrich Lota am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In den Fällen wird hochrangigen Kirchenvertretern – etwa dem verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI., Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und dem Münsteraner Bischof Felix Genn – Fehlverhalten vorgeworfen. Die Studie wird am 14. Februar präsentiert.
Der aus dem Bistum Essen stammende Priester H. beging über viele Jahre Missbrauchstaten im Erzbistum München und Freising und wurde 1986 zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Trotzdem wurde er danach erneut in der Gemeindeseelsorge eingesetzt, bis ihn 2010 Bischof Overbeck aus der Seelsorge abzog. Mittlerweile ist H. aus dem Klerikerstand entlassen. Der vor Kurzem verstorbene frühere Papst Benedikt XVI. bestritt, von der Vorgeschichte des Priesters gewusst zu haben, als dieser 1980 in das Erzbistum München und Freising kam. Damals leitete er als Kardinal Josef Ratzinger die bayerische Erzdiözese.
Im Fall des Kölner Priesters A. haben sowohl Overbeck als auch sein Vorgänger in Essen, Bischof Genn, bereits Fehler eingeräumt. Der Sexualstraftäter A. konnte trotz zweimaliger Verurteilung als Ruhestandsgeistlicher von 2002 bis 2015 in Bochum-Wattenscheid tätig sein. Erst 2019 verbot ihm der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die priesterlichen Dienste. Mittlerweile ist auch er aus dem Klerikerstand entlassen.
A. und H. waren bereits mehrfach Themen in Gutachten und Studien. Die IPP-Untersuchung greift insgesamt sechs Fälle beispielhaft heraus. Vor allem werde die Dynamik in Pfarrgemeinden in den Blick genommen, in denen Taten möglich wurden, teilte das Institut mit. Die Frage, ob wie in anderen Diözesen auch Namen von Verantwortungsträgern genannt werden, konnte Bistumssprecher Lota nicht beantworten. Overbeck hatte 2020 bei der Vorstellung des Studiendesigns gesagt, dass Namen genannt würden, sollten Verantwortliche bewusst und vorsätzlich Taten verschleiert haben.
Laut Lota erhalten Betroffene und Bischof die Studie vorab. Overbeck nimmt an der Vorstellung am 14. Februar teil und wird eine Stellungnahme abgeben.