Kirche in Ukraine verstärkt psychologische Hilfe – Heikles Thema

Die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine will ihre Geistlichen stärker in der Beratung psychisch erkrankter Menschen schulen.
Kirche in Ukraine verstärkt psychologische Hilfe - Heikles Thema

Ein beschossenes Haus im Stadtviertel Trojeschtschina in Kiew. –Foto: © Kirche in Not

Die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine will ihre Geistlichen stärker in der Beratung psychisch erkrankter Menschen schulen. Das teilte das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ am Freitag in München mit. Grund dafür sind demnach die zunehmenden Traumata durch den russischen Krieg gegen die Ukraine, wie das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, sagte. „Fast 80 Prozent der Ukraine benötigen Hilfe, um ihre Traumata aufzuarbeiten. Unsere Aufgabe als Kirche ist es, dazu beizutragen, die Wunden der Menschen zu heilen“, so Schewtschuk.

Der Großerzbischof betonte, dass eine Therapie psychischer Erkrankung eigentlich Aufgabe von Fachleuten sei. Diese hätten jedoch in der Ukraine einen schweren Stand, und zwar aus historischen Gründen: „In der Sowjetunion wurde die Psychologie oft als Instrument der staatlichen Unterdrückung eingesetzt. Darum haben viele Ukrainer Angst, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen und kommen zuerst zu einem Priester. Deshalb müssen wir die Seelsorger auf diese Art der Beratung vorbereiten.“ Dies sei ein erster Schritt hin zu einer klinischen und psychologischen Hilfe.

Im vergangenen Jahr habe die Kirche schwer traumatisierte Personen in Kliniken oder zur Rehabilitation ins Ausland geschickt, ergänzte Schewtschuk. Der Bedarf sei inzwischen jedoch so groß, dass nun Anlaufstellen im Land geschaffen werden müssten. Angedacht seien Beratungsstellen in jeder Diözese, an die Seelsorger verweisen könnten. „Kirche in Not“ will dieses Anliegen nach eigenen Angaben unterstützen.

Schewtschuk wies überdies darauf hin, dass in einigen von Russland besetzten Regionen alle katholischen Priester verhaftet oder ausgewiesen worden seien oder wenigstens ihre Arbeit nicht fortsetzen könnten. Das gelte besonders in Donezk, Luhansk und Teilen der Region Saporischschja.

Die mit Rom unierte ukrainische griechisch-katholische Kirche ist laut Mitteilung nach den orthodoxen Kirchen die drittgrößte Kirche des Landes. Ihr gehörten etwa drei Millionen Ukrainer an, weitere 1,5 Millionen Gläubige lebten im Ausland.

kna